
Vom 21.bis zum 24. März 2023 fanden an der Goethe-Universität Frankfurt im Rahmen der BMBF Förderrichtlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“ Workshops und ein Symposium mit den an der Förderrichtlinie beteiligten Projekten statt. Eingeladen dazu hatte das Metavorhaben Inklusive Bildung, des Instituts für Sonderpädagogik.
Am Dienstag, 21.März 2023 und Mittwoch 22. März 2023 fanden auf dem Campus Westend Workshops zu Item-Response-Theorie, Qualitativer Inhaltsanalyse, Entwicklung barrierefreier Diagnostiktools sowie Wissenschaftskommunikation statt.
In den Workshops am Dienstag und Mittwoch wurden Theorien und Methoden erziehungswissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt, sowie Strategien zur Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse in die Öffentlichkeit erarbeitet.
Das Symposium am Donnerstag wurde mit einer Keynote von Tobias Buchner, Professor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, zum Thema „Diagnosen zur Diagnostik. Ein Überblick zu rezenten Entwicklungen aus ableism-kritischer Perspektive“ eröffnet und mit fünf Arbeitsgruppen zu „Transfer und Wissenschaftskommunikation“, „Diagnostikverständnis“, „Konzeption von Diagnostikverfahren“, „Kooperation mit Praxispartnern“ und „De-/Re-/Kategorisierung mit und durch Diagnostik“ fortgesetzt.
Zwei Methoden des Praxistransfers
In den Arbeitsgruppen standen inhaltliche Diskussionen im Vordergrund.So wurden z.B. in der Arbeitsgruppe zu Transfer und Wissenschaftskommunikation verschiedene Ansätze des Transfers in die Bildungspraxis vorgestellt und diskutiert. Im Folgenden sollen hier exemplarisch zwei Projekte vorgestellt werden, die den eigenen Forschungsgegenstand mit der und in der Praxis (weiter) entwickeln und anwenden.
Sonderpädagogischer Förderbedarf in der Praxis - Das Projekt InDivers
Das Projekt InDivers, ein Verbundprojekt der TU Darmstadt und der Uni Kassel, unter Leitung von Prof.in Katja Adl-Amini und Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt, befasst sich mit der Frage, inwieweit die Zuschreibung des sonderpädagogischen Förderbedarfs zwischen individueller Förderung und institutioneller Diskriminierung changiert und Mechanismen der Exklusion hervorbringt. Dafür wurde am Donnerstag ein Planspiel der Projektgruppe vorgestellt, bei dem eine Gremiensitzung zur Entscheidung über sonderpädagogischen Förderbedarf eines Schülers simuliert wird. Darin übernehmen die Teilnehmer:innen verschiedene Rollen der beteiligten Akteure und vertreten diese argumentativ. Nach Abschluss des Planspiels werden die Rollen diskutiert. Es ist Teil der Transferstrategie „Transpro“ und beteiligt Akteur:innen aller drei Phasen der Ausbildung von Lehrkräften.
Eigene Stärken erkennen und anschaulich machen - Das Projekt SeiP
Im Projekt SeiP werden in Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen offene und kreative Selbstdarstellungs- und Erhebungsformate für (aus-) bildungsbenachteiligte Jugendliche entwickelt, die am Übergang von Schule zu Beruf stehen. Der Vortrag am Freitag von Dr. Heike Kundisch, Teil der Projektleitung am Projektstandort Paderborn, zeichnete den Weg von der Idee in die Praxis nach.
Im Fokus der Arbeit stehen die Jugendlichen, die in verschiedenen Formaten ihre eigenen Stärken kennenlernen und erproben sollen, um eine individuelle Form der Bewerbung jenseits der klassischen Bewerbungsmappe zu finden. Dafür sind sie von Anfang in den Prozess mit eingebunden, in Abstimmung mit begleitenden Lehrern und Sozialarbeitern der Berufskollegs, an denen die Kurse stattfinden. Das Projekt läuft über ein Schuljahr und umfasst die Identifikation persönlicher Interessen und Stärken der Jugendlichen, die Darstellung der eigenen Persönlichkeit sowie die Vorbereitung der Kontakte zu Betrieben.
In Bezug auf Transferstrategien ist geplant, das Material als open educational Ressource anzubieten, nach Abschluss einer Testphase möglicherweise auch für Akteure im Übergang zwischen Schule und Beruf außerhalb eines inklusiven Kontexts. Außerdem sollen ab diesem Jahr Weiterbildungen für Schulen und Betriebe stattfinden.
Verstetigung der Projektergebnisse als zentrales Thema
Die Verstetigung der Projektarbeit in der Zusammenarbeit in der Praxis war dann auch vorherrschendes Thema im anschließenden Abschlussplenum. Es wurde darauf verwiesen, dass es bereits eine beachtliche Anzahl innovativer Wissenschafts-Praxis Kooperationen gibt. Zur Verstetigung und Weiterentwicklung dieser Projekte sei es wichtig, alle Beteiligten mit einzubinden, frühzeitig die jeweiligen Erwartungen zu klären, verlässlich zu bleiben und die eigene Rolle zu reflektieren.
Es waren intensive und konstruktive Tage in Frankfurt, die Raum zur Vernetzung der Projekte und neue Ideen zur Zusammenarbeit mit der Praxis boten.
Das Metavorhaben beginnt nun mit den Vorbereitungen für die Abschlusstagung, geplant ist sie für März 2024 in Frankfurt am Main.