Ein an die individuellen Bedürfnisse angepasstes Lernumfeld ist Kern des Inklusionsprinzips und insbesondere für autistische Schüler_innen zentral: Mit Bezug auf die aktuelle Autismusforschung kann festgehalten werden, dass Bildungserfolg und gesellschaftliche Partizipation dieser Schüler_innen im Wesentlichen vom Abbau individuell relevanter Barrieren abhängt. Das Projekt schAUT entwickelt daher ein Diagnosetool, welches geeignet ist, in einem schlanken, alltagstauglichen Verfahren subjektiv empfundene Barrieren und ableitbare Hinweise für die Gestaltung angepasster Lernumgebungen zu ermitteln.

Für effektives schulisches Lernen bedarf es u.a. der Passung zwischen individuellen Voraussetzungen, Lernbedingungen und Anforderungen. Lehrpersonen stehen dabei in der Verantwortung, Unterricht so zu gestalten, dass er curriculare Anforderungen erfüllt und alle Schüler:innen bestmöglich lernen können. Insbesondere für inklusiven Unterricht stellt sich die Frage nach adaptiven Lehr-Lernprozessen, in denen förderbezogene Diagnostik und binnendifferenzierende Maßnahmen geplant und durchgeführt werden.

Diagnostische Instrumente für die lernprozessbegleitende Diagnostik im Alltag von Kita und Grundschule sind rar. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese zusätzlich für inklusive Einrichtungen geeignet, Hinweise für Förderung geben und ökonomisch einsetzbar sein sollen. Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung des Bildungs-Dokumentations-Systems BiDoS zu BiDoS-i für inklusive Kitas und Grundschulen.

Das umfangreiche Verbundprojekt geht u.a. der Frage nach, wie Lehrkräfte die Entwicklung, Einführung und Anwendung eines digitalen Lesescreenings mit darauf abgestimmten Förderempfehlungen als Whole-in-one-Paket unter den Aspekten von Anwenderfreundlichkeit und ökologischer Validität bewerten?

Lehr-Lern-Prozesse stellen Handlungssituationen dar, die davon abhängen, dass die daran beteiligten Akteur_innen diese auch vergleichbar definieren. Um Zugänge zur Situationsdefinition von Menschen zu erhalten, wurde eine empirische Untersuchung zu den Grundlagen der Ermöglichung inklusiven Lehrens und Lernens in der Ausbildung in Betrieb und berufsbildende Schule durchgeführt.

Überspitzt formuliert sind Inklusionsmodelle entweder teilhabeorientiert oder evidenzbasiert, aber nicht beides gleichzeitig. Kritik entzündet sich insbesondere am evidenzbasierten Stufenmodell Response-To-Intervention (RTI), da RTI durch die strikte Trennung Grundschul- und Sonderpädagogik zu einer Abgabe der Verantwortung für Schüler_innen mit Behinderung führe und somit deren Teilhabe am Unterricht riskiere. Das Projekt legte mit diesem Antrag ein partizipations- und anerkennungsorientiertes Modell (PARTI-Modell) vor, in dem Lehrkräfte beider Professionen ihren Unterricht gleichzeitig teilhabeorientiert und evidenzbasiert planten und durchführten.