
Inklusionskompetenz in Kindertagesstätten-Teams
(Prof. Dr. Timm Albers & Prof.in Dr.in Dörte Weltzien)
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Inklusionskompetenz in Kindertagesstätten-Teams
Das Verbundprojekt nahm in verschiedenen Arbeitsphasen das Ziel in den Blick, Kompetenzen für eine gelingende inklusive Praxis auf Fachkraft und Teamebene empirisch zu erfassen und daraus, unter Einbezug bereits bestehender Konzeptionen und Qualitätsentwicklungsinstrumente ein Weiterbildungskonzept für Kitateams (Curriculum) zu entwickeln. Die Hauptverantwortung der verschiedenen Projektphasen lag dabei, je nach Expertise, bei der Universität Paderborn oder dem FIVE e.V. an der EH Freiburg.
Das Projekt InkluKiT bearbeitete folgende Forschungsfragen:
- Wie gestaltet sich inklusive Pädagogik in unterschiedlichen Settings und Teams?
- Welche Kompetenzen, Einstellungen und handlungsleitende Orientierungen zeigen Fachkräfte in Bezug auf inklusive Settings? Welche Interaktionen sind zu beobachten und wie ist die Qualität zu bewerten?
- Wie stellt sich das Leitungshandeln bzw. die Leitungskompetenz typischerweise dar? Wie wird die Team- bzw. Arbeitssituation von den Fachkräften erlebt (Arbeitszufriedenheit/-erleben/-belastung)?
- Welche Kriterien für „good practice“ lassen sich empirisch für inklusives Handeln ableiten?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Team-/Organisationsentwicklung einer inklusiven Kita – auf individueller wie auf Teamebene? Wie muss ein Curriculum für eine erfolgreiche und praxisnahe Organisationsentwicklung zur inklusiv arbeitenden Einrichtung aussehen? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein? Welche Rahmenbedingungen müssen beachtet werden?
- Welche Veränderungen lassen sich bei der Umsetzung des Curriculums in Piloteinrichtungen auf der Ebene der Fachkräfte absehen/erfassen? Welche Erfahrungen werden beim Umsetzungsprozess gemacht?
Baustein I: Wissen/Fertigkeiten/Einstellungen Schriftliche Befragung der Leitungs- und Fachkräfte (12 Einrichtungen, N=150), u.a. Dilemmasituationen, Fallvignetten, Instrumente zur Selbst- und Fremdeinschätzung
Baustein II: Implizite Orientierungen Gruppendiskussion, einrichtungsübergreifend, (N=4, theoretisches Sample)
Baustein III: Interaktionsgestaltung videogestützte Beobachtung (36 Fachkräfte, Videosequenzen N=72)
Baustein IV: Leitungshandeln Leitfadengestützte Interviews, teilnarrativ (N=12)
Baustein V: Arbeitserleben, -zufriedenheit, -belastung, schriftliche Befragung der Leitungs- und Fachkräfte (12 Einrichtungen, N=150).
Im Projekt wurden die persönlichen Einstellungen der befragten Fachkräfte zum Thema Inklusion über das standardisierte Verfahren EInk – Erfassung von Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Inklusion erfasst. Dieses zielt auf die schriftliche Erfassung von allgemeinen und kontextspezifischen Einstellungen von Fachkräften zu Inklusion in Kindertageseinrichtungen ab (Weltzien & Söhnen, 2019). Inklusionsbezogene Kompetenzen in der alltäglichen pädagogischen Praxis wurden über ein Verfahren zur Selbsteinschätzung durch die Fachkräfte im Prä-/Post-Vergleich erhoben. Das Erleben von Belastungen und die Wahrnehmung von Ressourcen über das standardisierte Verfahren REBE (Viernickel & Weßels 2014). Auf der Basis einer Vollerhebung in insgesamt zwölf Kindertageseinrichtungen (mit Nt0=182 und Nt1=156 pädagogischen Fachkräften) wurden dabei folgende Erkenntnisse generiert:
Die Fachkräfte berichten zum Ende der Projektlaufzeit von InkluKiT über höhere Kompetenzen im Hinblick auf die pädagogische Arbeit mit Kindern, die Zusammenarbeit mit Eltern, die Vernetzung und Kooperation sowie hinsichtlich Reflexion, Wissen, Beobachtung, Dokumentation. Die subjektiv erlebte Inklusionskompetenz über alle vier Handlungsfelder hinweg ist im Mittel im Projektverlauf signifikant gestiegen.
Auch das allgemeine Ressourcenerleben ist über alle Skalen hinweg im Mittel über den Projektverlauf signifikant gestiegen, das allgemeine Stress- und Belastungserleben (über alle Skalen hinweg, gemessen an der Intensität) ist im Mittel über den Projektverlauf signifikant gesunken.
Sowohl die Zufriedenheit mit der Umsetzung von Inklusion in der eigenen Einrichtung (unabhängig von eigenen Tätigkeiten) als auch ein gut abgestimmtes Maß von Arbeitsrhythmus und Arbeitsdichte (s. REBE-Skala) scheinen Ressourcen zu sein, die positiv auf die Wirksamkeitserwartung im Hinblick auf Inklusion wirken. Eine regelmäßige und systematische Auseinandersetzung mit inklusionsbezogenen Themen und Fragestellungen und deren Bezug zur eigenen Praxis geht mit positiven Einstellungen zur Inklusion einher. Die Teilnehmer*innen des Projekts konnten positive alltägliche Erfahrungen mit inklusiven Zielen und Inhalten machen. Eine hohe Zufriedenheit mit der Umsetzung von Inklusion in der eigenen Einrichtung unterstützt dabei die individuelle Einstellung zur Inklusion.
Gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich im pädagogischen Alltag einer Einrichtung konkret mit inklusiven Fragen auseinanderzusetzen – sowohl in der pädagogischen Arbeit mit Kindern als auch in der Zusammenarbeit mit Familien oder in der Vernetzung/Kooperation – und erzeugen diese Tätigkeiten eher ein Gefühl der Überforderung (also kein positives Kompetenzerleben), dann kann sich eine positive Grundeinstellung zur Inklusion kaum entwickeln (Bedeutung der Prozessbegleitung, Fachberatung)
Status: abgeschlossen
Laufzeit des Projekts: Oktober 2017 – September 2020
FIVE – Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg e. V.
Universität Paderborn
Prof. Dr. Timm Albers / Universität Paderborn / Institut für Erziehungswissenschaft/Inklusive Pädagogik / Warburger Str.100, 33098 Paderborn / timm.albers(at)upb.de, Telefon: 05251 – 60 5574
Prof.in Dr.in Dörte Weltzien / Evangelische Hochschule Freiburg / Zentrum für Kinder-und Jugendforschung im Forschungsversbund FIVE e.V. / Bugginger Str. 38, 79114 Freiburg / weltzien(at)eh-freiburg.de, Telefon: 0761 – 47812 635
Downloads / Links

Sammelbeitrag
Beitrag des Projekts InkluKiT im Sammelband "Qualifizierung für Inklusion - Elementarbereich" (2022) herausgegeben von Felix Buchhaupt, Jonas Becker, Dieter Katzenbach, Deborah Lutz, Alica Strecker und Michael Urban (PDF - 9 MB)

Aufsatz
Albers et al. (2020). Herausforderungen inklusiver Bildung in Kita-Teams – Konzipierung eines individualisierten Curriculums für Weiterbildung und Prozessbegleitung (PDF - 419 KB)
Team
Das Projekt InkluKiT war ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitet hat.

Prof. Dr. Timm Albers
Projektleitung Teilprojekt A
timm.albers(at)upb.de

Prof.in Dr.in Dörte Weltzien
Projektleitung Teilprojekt B
weltzien(at)eh-freiburg.de

Caroline Ali-Tani
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A

Sabrina Döther
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B

Sarah Söhnen
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B

Nadja Verhoeven
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B
Veröffentlichungen
Albers, T. (2023). Inklusive Jugendhilfe: Auswirkungen auf die Kindertagesbetreuungen: Ausgabe 3/2023 – Archiv für Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit. Auf dem Weg zur inklusiven Kinder- und Jugendhilfe, D 20002.
Albers, T., Weltzien, D., Ali-Tani, C., Döther, S., Söhnen, S. A. & Verhoeven, N. (2020). Herausforderungen inklusiver Bildung in Kita-Teams – Konzipierung eines individualisierten Curriculums für Weiterbildung und Prozessbegleitung. QfI – Qualifizierung für Inklusion, 2(3). doi: 10.21248/qfi.44
Bücklein, C. & Weltzien, D. (2019). Inklusion in Kindertageseinrichtungen: Rekonstruktion von Orientierungs- und Einstellungsmustern von Fachkräften. Perspektiven der empirischen Kinder- und Jugendforschung, 5(1), 49-77.
Döther, S. & Weltzien, D. (2019). Chancen und Herausforderungen von Inklusion in Kindertageseinrichtungen. Die Perspektive von Leitungskräften. Perspektiven der empirischen Kinder- und Jugendforschung, 5(1), 30-48.
Weltzien & Albers (2022). Instrumente zur Einschätzung von Inklusionsprozessen in Kindertageseinrichtungen – Einblicke in das Projekt InkluKiT. In A. Strecker, J. Becker, F. Buchhaupt, D. Katzenbach, D. Lutz & M. Urban (Hrsg.). Qualifizierung für Inklusion. Elementarbereich (S. 49-61). Münster: Waxmann. doi: 10.31244/9783830995128
Weltzien, D. & Söhnen, S. A. (2019). Die Interaktions- und Beziehungsgestaltung im pädagogischen Alltag. Erste Befunde zur Fremdeinschätzung und Selbstauskunft der Fachkräfte in dem Projekt InkluKiT. Perspektiven der empirischen Kinder- und Jugendforschung, 5(1), 6-29.
Weltzien. D. & Söhnen, S.A. (2019). Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Inklusion (EInk). Entwicklung und Ergebnisse eines standardisierten Befragungsinstruments. In. D. Weltzien, H. Wadepohl, C. Schmude, H. Wedekind & A. Jegodtka (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik XII. Interaktionen und Settings in der frühen MINT-Bildung (Materialien zur Frühpädagogik, Band 23) (S. 197-230). Freiburg: FEL.
Weltzien, D. & Söhnen, S. A. (2020). Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Inklusion: Welchen Einfluss haben individuelle Erfahrungen und teambezogene Faktoren in Kindertageseinrichtungen? Sonderauswertungen aus dem Projekt InkluKiT. Perspektiven der empirischen Kinder- und Jugendforschung,6(2), 86–106.
Forschungsdaten
Die Forschungsdaten sind auf den Servern der Universität Paderborn und der EH Freiburg archiviert und auf Anfrage verfügbar.
Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main