Lokale Konstellationen inklusiver Bildung. Wissen, Handeln, Organisation im Bildungsraum
Projektinformationen
Fragestellung
Forschungsmethode
Status und Laufzeit
Standort(e)
Kontaktadresse(n)
Sprachbildungsprozesse in inklusiven Klassen im Lernverlauf diagnostizieren und unterstützen
Sprachkompetenz ist eine der Schlüsselqualifikationen in unserer hochliteralisierten Gesellschaft. Eine Person ohne ausreichende sprachliche Kompetenzen ist zunehmend bedroht, von gesellschaftlichen Prozessen und Diskursen ausgeschlossen zu werden und somit Veränderungsprozesse in der Gesellschaft nicht mitgestalten zu können. Mit der zunehmenden Digitalisierung im Sinne einer geforderten Media- und Information Literacy gehen neue gesellschaftliche und individuelle Herausforderungen einher, die mit sprachlichen Kompetenzen und Literacies bewältigt werden müssen. Somit ist sprachliche Bildung, bzw. der literate Sprachauf- und ausbau, ein prägendes Element schulischer Bildung – einer inklusiven Bildung für alle Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf zur Bildungsteilhabe, demokratischer Partizipation und Mündigkeit. Inklusive Sprachliche Bildung verbindet zwei hochrelevante Diversitätslinien, Inklusion und sprachliche Bildung.
Sprachliche Bildung in der Schule heißt, alltagsintegriert, gezielt und systematisch Sprachentwicklungsprozesse in allen Fächern anzuregen und zu begleiten. Sprachliche Bildung richtet den Blick nicht vornehmlich auf besondere Schwierigkeiten und Entwicklungsverzögerungen, sondern auf die Bewältigung von sprachlichen Anforderungen, die mit der Erarbeitung neuer schulischer Inhalte einhergeht.
Sprachliche Bildung ist somit von Anfang an eine relevante Größe für alle Schülerinnen und Schüler in inklusiven schulischen Kontexten. Die Planung und Gestaltung sprachlich bildender Kontexte sowie das Aufgreifen geeigneter Situationen als Kernelemente sprachlicher Bildung setzen diagnostische Informationen zur Sprachkompetenz der Lernenden voraus. Hierzu bedarf es einer Sprachdiagnostik, die nicht auf (Teil-)Leistungsstörungen bei bereits „auffällig gewordenen“ Schülerinnen und Schülern fokussiert, sondern möglichst früh inklusionsdidaktische Handlungsimplikationen mitdenkt.
Übergreifendes Ziel des Projektes ist es, zu erforschen, wie im Lernverlauf kontinuierlich für alle Schülerinnen und Schüler kurze förderbezogene Diagnoseeinheiten zur Erhebung der individuellen Sprachkompetenz so eingesetzt werden können, dass sprachliche Bildung im inklusiven (Sach-Fach-)Unterricht von den Lehrkräften durchgängig systematisch organisiert und auf die Bedarfe der individuellen Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden kann. Angesprochen ist hier zum einen die innere und natürliche Differenzierung im Unterricht, zum anderen ein auf den gemeinsamen fachlichen Lerngegenstand bezogenes sprachdidaktisches Handeln im Sinne eines sprachsensiblen Fachunterrichts. Es geht also weniger um eine Diagnostik, die die Förderung isolierter Fertigkeiten einzelner zum Ziel hat, als um eine Weiterentwicklung der Förderdiagnostik zu einer Diagnostik, die im inklusiven Unterricht das Lernen am gemeinsamen Gegenstand möglich macht. Eine so konzipierte förderbezogene Diagnostik geht also von den fach(sprach)lichen Anforderungen aus und gibt Hinweise darauf, welche didaktischen Brücken zu ihrer Bewältigung nötig sind.
Zentrale Hypothesen des Projektes sind, (1) dass Diagnosetools zur Messung sprachlicher Kompetenz, die im Sinne einer Lernverlaufsdiagnostik in kurzer Sukzession angewandt werden, Lehrkräften ökonomisch reliable und valide Informationen für sprachbildendes Handeln zur Verfügung stellen und (2) Lehrkräfte in der Lage sind, ihren Unterricht auf diagnostischen Informationen aufbauend inklusiv und sprachsensibel zu gestalten. Aus diesen Hypothesen lassen sich drei konkrete wissenschaftliche Arbeitsziele formulieren: 1. Die Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Veröffentlichung eines Tests zur bildungssprachlichen, inklusiven Lernverlaufsmessung; 2. eine darauf aufbauende Entwicklung und Evaluation von über Fächergrenzen hinweg transferierbaren, bildungssprachlichen Fördermöglichkeiten sowie 3. die Weiterentwicklung und Erprobung statistischer Verfahren sowie lernverlaufsstatistischer Software. Aus diesen drei Zielen ergibt sich auch die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit der drei Projektpartnerinnen.
Dem Projekt liegt ein systemisch-integriertes Transferverständnis zu Grunde, das einen immanenten Zusammenhang von Forschung, Lehre und Transfer sieht, die Gleichwertigkeit der Bereiche anerkannt und deren wechselseitigen Bezüge fördert. Ausgehend von bildungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Herausforderungen werden in der Zusammenarbeit mit externen Partner:innen in einem rekursiv-interaktionalen Prozess Antworten entwickelt. Dieser Prozess wird nicht als einseitiger Transfer verstanden, sondern verläuft wechselseitig und führt zu einer Transformation von „Wissen" aller beteiligten Akteure.
Fragestellung
Das Projekt SiKLedu bearbeitet die folgende Forschungsfrage:
Wie lässt sich förderbezogene Lernverlaufsdiagnostik sprachlicher Bildung konzipieren und für eine inklusive, unterrichtsintegrierte sprachliche Bildung nutzbar machen?
Forschungsmethode
Das Projekt verbindet qualitative und quantitative Methoden in einem mixed methods-Design.
Das Projekt bedient sich verschiedener Forschungsparadigmen und -methoden und ist interdisziplinär zwischen Unterrichtsforschung, Psychologie und Sprachdidaktik angelegt. Das zugrundeliegende Forschungsdesign kombiniert qualitative und quantitative Forschung. Die förderbezogenen diagnostischen Materialien werden nach den Testgütekriterien für die Entwicklung lernverlaufsorientierter Test (Wilbert & Linnemann, 2011; Wilbert, 2014) konstruiert; die Unterrichtsbeobachtungen kombinieren quantifizierbare und qualitative Aussagen über die Verwendung diagnostischer Information bei der Umsetzung im Unterricht; Befragungen von Lehrkräften werden qualitativ nach Maßgaben der Inhaltsanalyse ausgewertet.
Status und Laufzeit
Status: laufend
Laufzeit des Projekts: Oktober 2021 - September 2024
Standort(e)
Teilprojekt A, Universität Koblenz: Diagnostik
Teilprojekt B, Pädagogische Hochschule Freiburg: Unterstützung
Teilprojekt C, Universität Potsdam: Methodik
Kontaktadresse(n)
Jun.-Prof. Dr. Markus Linnemann / Universität Koblenz-Landau / Institut für Grundschulpädagogik / Fachbereich 1 / Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz / Tel: +49 261 287-1846 / mlinnemann(at)uni-koblenz.de
TEAM
Das Projekt SiKLedu ist ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitet.

Jun.-Prof. Dr. Markus Linnemann
Verbundkoordination und Projektleitung
Teilprojekt A "Diagnostik"

Prof.in Dr.in Gabriele Kniffka
Projektleitung
Teilprojekt B "Unterstützung"

Prof.in Dr.in Petra Gretsch
Projektleitung
Teilprojekt B "Unterstützung"



Markus Willmann
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B "Unterstützung"
VERÖFFENTLICHUNGEN
Erste Veröffentlichungen aus dem Projekt finden Sie bald hier.