Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts: Identifizieren, Konzeptualisieren und Implementieren
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Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts: Identifizieren, Konzeptualisieren und Implementieren
Das interdisziplinäre Verbundprojekt DiPoSa zielt auf die Etablierung einer ressourcenorientierten förderbezogenen Diagnosepraxis durch die forschungsbasierte Entwicklung und Implementation entsprechender Theorie-Praxis verzahnter Aus- und Fortbildungsmodule für (angehende) Grundschullehrkräfte und Lehrkräfte für sonderpädagogische Förderung. Dabei wird mit dem Sachunterricht (SU) an ein Hauptfach der Primarstufe angeknüpft, das fachimmanent vielperspektivische Möglichkeiten und gute Strukturbedingungen für eine eng an didaktisches Handeln gebundene, alltagsintegrierte Diagnostik und eine an den kindlichen Ressourcen orientierte inklusive Bildung bietet. Bei Nutzung dieses Potentials werden dem Forschungs- und Entwicklungsziel im Design-Based-Research (DBR) folgend in enger Wissenschaft-Praxis-Kooperation mit fortbildungs- und inklusionserfahrenen Sachunterrichtslehrkräften und deren videogestützter Begleitung im Sachunterricht (1) auf der Mikroebene die didaktische Diagnose- und Förderkompetenz identifiziert, konzeptualisiert und modelliert, (2) auf der und für die Mesoebene Theorie-Praxis-Analyse-Tools für die erste und dritte Lehrkräftebildungsphase entwickelt. Evaluiert werden im Mixed-Methods-Ansatz die Auswirkungen der Aus- und Fortbildung auf die Entwicklung der ressourcen- und förderbezogenen Diagnosekompetenz, der Selbstwirksamkeit und der Einstellung von (angehenden) Grundschullehrkräften sowie Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung. Als übergeordnetes Ziel verfolgt das Projekt DiPoSa zur Verbesserung der inklusiven Bildung aller Kinder beizutragen, indem es eine ressourcenorientierte förderbezogene Diagnostik für den SU konzeptualisiert. Das Projekt beansprucht, den Risiken diagnostischen Handelns zu entgehen, die zu Exklusion und Etikettierung von Kindern und zum Förderungs-Etikettierungsdilemma führen. Ebenso liefert es einen Beitrag zur anwendungsbezogenen Konzeptualisierung diagnostischer Kompetenzen bzw. von Assessment Literacy im Kontext inklusionsorientierter Praktiken formativen Assessments unter fachdidaktischer und entwicklungsbezogener Perspektive.
Das Projekt DiPoSa bearbeitet folgende Forschungsfragen:
- Wie lässt sich die didaktische und förderbezogene Diagnosekompetenz von Lehrkräften unter theoretischer und praxisbezogener Perspektive identifizieren, konzeptualisieren und modellieren?
- Inwiefern können die didaktisch-diagnostischen Potentiale und Praktiken der Lehrer:innen visibel und nutzbar gemacht werden?
- Wie wirkt sich die Aus- bzw. Fortbildung auf die Diagnosekompetenz, die Selbstwirksamkeit und die Einstellung (angehender) Grundschullehrer:innen sowie Lehrer:innen für Sonderpädagogik aus?
Mixed-methods im Rahmen des Design-Based-Research-Ansatzes
Das Gesamtprojekt folgt dem Design-Based-Research-Ansatz (Bakker 2019; Collins et al. 2004; McKenney & Reeves 2019; Reinmann 2005; The Design-Based Research Collective 2003) und nutzt hierbei in einem iterativ-zyklischen Prozess von Exploration/ Analyse, Design/ Konstruktion sowie Reflexion/ Evaluation sowohl quantitative wie auch qualitative Methoden im Sinne eines integrierten Mixed-Methods-Designs (Creswell 2015; Kuckartz 2014).
Im ersten Entwicklungszyklus zur Gestaltung und Validierung von Videovignetten sowie einem Analyse- und Diagnosetool zur Unterstützung didaktisch-diagnostischer Handlungskompetenz von (angehenden) Lehrkräften steht ein qualitativer Forschungszugang im Vordergrund. Im Rahmen der zentralen Wissenschafts-Praxis-Kooperation (Dilger & Euler 2018) finden leitfadengestützte Gruppendiskussionen (Kühn & Koschel 2017) mit den beteiligten Moderator:innen (Sachunterrichtslehrkräfte und Fortbildner:innen im Sachunterricht) der regionalen Kompetenzteams sowie weiteren praxiserfahrenen Sachunterrichtslehrkräften bzw. Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung statt. Ergänzt wird dies um qualitative Beobachtungen (de Boer 2012; Breidenstein et al. 2015) im Sachunterricht der beteiligten Lehrkräfte. Die Auswertung erfolgt qualitativ-inhaltsanalytisch (Kuckartz 2018) mit dem Ziel, Indikatoren für eine formative Assessmentpraxis (Dini et al.; Schmidt 2020) herauszuarbeiten, die Hinweise für weitere Entwicklungs- und Unterstützungsbedarfe mit Blick auf das zu gestaltende Tool, die Videovignetten sowie die Aus- bzw. Fortbildungsmodule geben. Nächster Projektschritt ist demnach die Entwicklung des Analyse- und Diagnosetools sowie die Erstellung von diagnostisch ertragreichen Videovignetten auf Basis von Unterrichtsvideografien im Sachunterricht der beteiligten Projektschulen.
Zur Validierung des Tools bzw. der Videovignetten finden moderierte Fokusgruppendiskussionen (Flick 2016) mit den projektbeteiligten Lehrkräften statt.
Im zweiten Entwicklungszyklus werden auf Basis des Analyse- und Diagnosetools sowie der Videovignetten Aus- und Fortbildungsmodule gestaltet, erprobt und ggf. überarbeitet. Dies geschieht im Sinne datengestützter Evaluation (Döring & Bortz 2016) zunächst durch den Einsatz von teilstandardisierten Fragebögen sowie Logbüchern bei den beteiligten Kompetenzteam-Moderator:innen. Auf Ebene der teilnehmenden Studierenden bzw. Lehrkräfte wird zudem ein Vergleichsgruppendesign mit Warte-Kontrollgruppen (mit/ ohne diagnosespezifische(r) Aus-/Fortbildung) angestrebt. Zudem erfolgen schriftliche quantitativ-qualitative Evaluationen zur erfahrenen Aus-/ Fortbildung. Die quantitativen Daten werden inferenzstatistisch, überwiegend varianzanalytisch, das qualitative Datenmaterial wird inhaltsanalytisch ausgewertet (Kuckartz 2018).
Status: laufend
Laufzeit des Projekts: Januar 2022 – Dezember 2024
Universität Bielefeld
Universität Paderborn
Dr. René Schroeder / Universität zu Köln / Humanwissenschaftliche Fakultät / Departement für Heilpädagogik und Rehabilitation / Classen-Kappelmann-Str. 24, 50931 Köln / rene.schroeder(at)uni-koeln.de,
Telefon: +49221 470 76730
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Hier geht es zur DiPoSa-Seite auf der Homepage der Universität Bielefeld.
Zeitschriftenartikel in der QfI
"Chancen des inklusionsorientierten Sachunterrichts für didaktisch-diagnostisches Handeln – Konzeptionelle und methodologisch-methodische Grundlagen eines forschungsbasierten Entwicklungsansatzes für die Lehrer*innenbildung" (PDF - 857 KB)
Besondere Veranstaltungen
Fachtag Adaptivität 07.06.2024:
Am Freitag, dem 07.06.2024 (09:30-16:00 Uhr), fand ein vom Team des DiPoSa-Projekts organisierter Fachtag mit dem Thema „Adaptivität und Adaptive Lehrkompetenz“ statt. Der Fachtag stieß auf großes Interesse, sodass ein zielgerichteter und fruchtbarer Austausch mit Kolleg*innen aus verschiedenen Forschungsbereichen zum Tagungsthema stattfinden konnte.
Prof. Dr. Katrin Liebers (Universität Leipzig) eröffnete den Tag mit einer pointierten Keynote über die unterschiedlichen Facetten der Adaptivität unter Berücksichtigung verschiedener Fragestellungen des Forschungsfeldes.
Im Anschluss berichteten Prof. Dr. Elke Inkemann (LMU München) und Dr. Verena Zucker (Universität Münster) über aktuelle Forschungsprojekte mit dem Themenschwerpunkt „Adaptivität“.
In einer daran anknüpfenden Arbeitsphase wurden die in der Keynote aufgeworfenen Fragestellungen in Kleingruppen diskutiert und mögliche Schwerpunkte für eine künftige Weiterarbeit in den unterschiedlichen Bereichen definiert.
Perspektivisch soll die Arbeit dieses ertragreichen Tages in einem angestrebten DGfE-Netzwerk fortgesetzt werden.
TEAM
Das Projekt DiPoSa ist ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitet.
Dr. René Schroeder
Projektleitung
Teilprojekt A
"Entwicklungsbezogene Perspektive"
rene.schroeder(at)uni-koeln.de
Prof.in Dr.in Eva Blumberg
Projektleitung
Teilprojekt B
"Fachdidaktische Perspektive"
eva.blumberg(at)uni-paderborn.de
Prof.in Dr.in Susanne Miller
Verbundkoordination und Projektleitung
Teilprojekt A
"Entwicklungsbezogene Perspektive"
susanne.miller(at)uni-bielefeld.de
Prof.in Dr.in Brigitte Kottmann
Projektleitung
Teilprojekt A
„Entwicklungsbezogene Perspektiven“
brigitte.kottmann(at)uni-paderborn.de
Dr.in Katja Franzen
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B
"Fachdidaktische Perspektive"
katja.franzen(at)uni-paderborn.de
Max Thevißen
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B
"Fachdidaktische Perspektive"
maxthe(at)campus.uni-paderborn.de
Dr.in Anne Reh
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A
"Entwicklungsbezogene Perspektive"
anne.reh(at)uni-bielefeld.de
Marianne Zimmer
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A
"Entwicklungsbezogene Perspektive"
marianne.zimmer(at)uni-bielefeld.de
VERÖFFENTLICHUNGEN
Reh, A. & Schroeder, S. (2024). Fachliche und soziale Teilhabe als Auftrag – Adaptivität als Strategie inklusiver (Sach-) Bildung?. In: I: Bosse, K. Müller und D. Nussbaumer (Hrsg.). IFO Tagungsband. Bad Heilbrunn: Klinkhardt
Reh, A., Thevißen, M., Schroeder, R., Miller, S. & Blumberg, E. (2024). Didaktischdiagnostische Potentiale inklusionsorientierten Sachunterricht: Alternative Zugangsweisen partizipativer Forschung und diagnostischen Handelns von Lehrkräften. In: H. Neureiter und C. Egger (Hrsg.), Reihe Probleme und Perspektiven des Sachunterrichts. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Schroeder, R. & Reh, A. (2023): Design-Based-Research als Innovationsstrategie in der Sonderpädagogik. In: Grummt, M., Kulig, W., Lindmeier, C., Oelze, V. & Sallat, S. (Hrsg.) Partizipation, Wissen und Kommunikation im sonderpädagogischen Diskurs. Bad Heilbrunn, S.272-278.
Schroeder, R., Franzen, K. & Reh, A. (2023). Diagnostische Potentiale von Lernaufgaben im Sachunterricht fach- und entwicklungsbezogen analysieren und nutzbar machen. QfI – Qualifizierung für Inklusion. Online-Zeitschrift zur Forschung über Aus-, Fort- und
Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte, 5(1). https://doi.org/10.21248/qfi.100
Schroeder, R., Blumberg, E., Kottmann, B., Miller, S. & Reh, A. (2021). Chancen des inklusionsorientierten Sachunterrichts für didaktisch-diagnostisches Handeln – Konzeptionelle und methodologisch-methodische Grundlagen eines forschungsbasierten Entwicklungsansatzes für die Lehrer*innenbildung. QfI – Qualifizierung für Inklusion, 3(2), doi: 10.21248/qfi.74
In Erscheinung:
Schroeder, R., Reh, A., Miller, S., Blumberg, E., Kottmann, B., Franzen, K. & Thevißen, M. (2024). Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts (DiPoSa) – Einblicke in ein designbasiertes Entwicklungsprojekt. Münster: Waxmann.
Schroeder, R. & Reh, A. (i.E.). Didaktisch-diagnostische Betrachtung von Lehr-Lernsituationen – Experimentieren mit Feuer. In: N. Dunker und A. Reh (Hrsg.). Sachunterricht und Chemie -Chemiebezogenes Lernen vor dem Hintergrund naturwissenschaftlicher Bildungsprozesse.
Baltmannsweiler: Schneider Verlag.
Thevißen, M. & Blumberg, E. (i.E.). Improvement of Diagnostic Competences Using Video- Supported Training Moduls – A Design-Based-Research-Study. Proceedings of ESERA 2023, Cappadocia.
Projektbezogene Vorträge:
Schroeder, R. & Reh, A. (2024). Wissenschafts-Praxis Kooperationen als Ressource für innovative Strategien zur Unterstützung didaktisch-diagnostischen Handelns im inklusiven (Sach-)Unterricht. IFO-Tagung 2024, Graz.
Miller, S. & Schroeder, R. (2024). Potentiale und Herausforderungen adaptiver Lernunterstützung im handlungsorientierten Sachunterricht in inklusiven Lerngruppen. DGfEKongress 2024, Halle.
Reh, A., Schroeder, R., Miller, S., Blumberg, E., Kottmann, B., & Thevißen, M. (2024).Inklusionsorientierter Sachunterricht als komplexes Geschehen didaktischdiagnostischen Handelns – für unterrichtliche Ungewissheiten perspektivieren und reflexiv professionalisieren. GDSU Tagung 2024, Hannover.
Reh, A., Schroeder, R., Miller, S., Thevißen, M., & Blumberg, E. (2023). DiPoSa: Didaktisch – diagnostische Potentiale inklusionsorientierten Sachunterrichts. GDSU Tagung 2023, Salzburg.
Miller, S. & Reh, A. (2023) Pädagogische Diagnostik als teil grundschulpädagogischer Professionalität – Implikationen aus dem Projekt Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts (DiPoSa).für die Interdisziplinäre Vortragsreihe Bildungsforschung an der Universität Duisburg Essen
Thevißen, M., & Blumberg, E. (2023). Development of a Video-Based Learning Platform to Improve the Diagnostic Competence of Teachers in Inclusive Science Education Classrooms. ECER 2023, Glasgow, Scotland.
Thevißen, M., & Blumberg, E. (2023). Improvement of Diagnostic Competences Using Video-Supported Training Moduls – A Design-Based-Research-Study. ESERA 2023, Cappadocia,Turkey.
Franzen, K., Blumberg, E., Schroeder, R., Reh, A., Miller, S., & Kottmann, B. (2022). Inclusive science teaching in primary schools and its didactic-diagnostic potential. Single Paper. Porto International Conference on Research in Education 2022 (ICRE 2022). Polytechnic of Porto,Centre for Research and Innovation in Education (inED) of the School of Education. July 2022, Porto, Portugal.
Schroeder, R., Blumberg, E., Miller, S., Kottmann, B., Reh, A., Franzen, K. & Zimmer, M. (2022). Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts. Posterpräsentation auf der 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU). „Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für den Sachunterricht”. Universität zu Köln. März 2022, Köln.
Schroeder, R., Blumberg, E., Miller, S., Kottmann, B., Reh, A. & Franzen, K. (2022). DiPoSa. Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts: Identifizieren, Konzeptualisieren und Implementieren. Vortrag auf der Online-Auftaktveranstaltung im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“. März 2022.
Blumberg, E., Kottmann, B. & Thevißen, M. (2022). Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts. Vortrag im Kolloquium Empirische Bildungsforschung 2022, Universität Paderborn.
Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main