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Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung

(Prof.in Dr.in Katja Adl-Amini & Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt)

Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung

Mit der Forderung nach diskriminierungsfreier und gleichberechtigter Teilhabe aller Menschen in einem inklusiven Bildungssystem geht die Notwendigkeit individuell angemessener Vorkehrungen einher. Eine inklusive Diagnostik bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen einer individuumsbezogenen Beschreibung notwendiger Hilfen sowie der Gefahr von Stigmatisierung und Diskriminierung. Eine Lupenstelle für die professionelle Bearbeitung dieses Spannungsfelds auf administrativer und pädagogischer Ebene ist das regional differente Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF). Das interdisziplinäre Verbundprojekt „InDiVers“ fokussiert mittels einer qualitativen Mehrebenenanalyse die Feststellung von SPF in regionalen Akteurskonstellationen und Einzelschulen verschiedener Bundesländer. Für den Transfer der aus dieser Analyse abzuleitenden Gelingensbedingungen zur Gestaltung solcher Verfahren im Sinne einer inklusiven Diagnostik verfolgt das Verbundprojekt innovative Strategien: a) In regionalen Workshops in den Erhebungsregionen werden Impulse für die Weiterentwicklung der Verfahren vor Ort gesetzt; b) in einem ko-konstruktiven Prozess mit Personen aller Lehrkräftebildungsphasen werden Konzepte zur Professionalisierung von Lehrkräften entwickelt, erprobt und formativ evaluiert.

In Teilprojekt A “Fallbezogene Konstellationen” werden dazu die konkreten Prozesse und Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf in einem kleinen Längsschnitt am Beispiel einzelner Fälle erhoben und analysiert.
Diese Fallanalysen sind eng verknüpft mit Teilprojekt B “Regionale Konstellationen”, in dem mittels Dokumentenanalysen und Expert*inneninterviews die Einbettung der Feststellungsverfahren in regionale Bildungsräume und Akteurskonstellationen analysiert wird.

Das Projekt wurde unter dem Förderkennzeichen 01NV2101A/B vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Das Projekt InDiVers bearbeitet folgende Forschungsfragen:

  • Wie werden die Entscheidung über und Legitimation von Exklusion und die dem zugrunde liegende Differenzordnung hervorgebracht und wie werden in diesen Verfahren pädagogisch Andere konstruiert?
  • Wie sind diese Prozesse in regional ausdifferenzierte Strukturen sowie in der Einzelschule eingebettet?
  • Wie deuten und prozessieren professionelle Akteure diese in Konstellationen mit anderen Akteuren vor dem Hintergrund je spezifischer Handlungslogiken?

Qualitativ
Projektbaustein A:
längsschnittliches Design: mindestens acht Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf (Lernen) in vier Regionen in unterschiedlichen Bundesländern werden begleitet, Protokolle teilnehmender Beobachtungen und Audioaufnahmen von Gremien- und Beratungsgesprächen, offene Interviews mit Eltern und Lehrkräften, Analyse relevanter Dokumente (z.B. Gutachten, Förderpläne)
Projektbaustein B:
Mehrebenenanalytisches Design: Vergleich der Regeln und Routinen in vier Regionen in verschiedenen Bundesländern, je Region 10-15 Expert*inneninterviews mit Akteuren der lokalen Bildungslandschaft, Analyse relevanter Dokumente und schulstatistischer Daten zur Feststellung von SPF
Diese Perspektive setzten wir methodologisch und methodisch mit der Grounded Theory Methodologie (Strauss, 1998) und deren Erweiterung zur Situationsanalyse (Clarke 2012; Clarke, Friese & Washburn, 2018) um.

Zentrale Forschungsergebnisse unter Einbezug der Erhebungen aus Rheinland-Pfalz und Hessen finden Sie im Bereich Downloads/ Links.

Status: abgeschlossen

Laufzeit des Projekts: Mai 2021 – Januar 2025

Technische Universität Darmstadt
Universität Kassel

Prof.in Dr.in Katja Adl-Amini / TU Darmstadt / Fachbereich Humanwissenschaften / Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Alexanderstraße 6 / 64283 Darmstadt / katja.adl-amini(at)tu-darmstadt.de

Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt / Universität Münster / Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften / Institut für Erziehungswissenschaften / Georgskommende 26, 48143 Münster / jgasters(at)uni-muenster.de

Downloads / Links

Hier geht es zur InDiVers Seite auf der Homepage der TU Darmstadt.

Hier geht es zur InDiVers Seite auf der Homepage der Universität Kassel.

Die Grafik zeigt das Cover des Bandes 2 in der Reihe "Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung". Das Cover ist weiß mit hellblauem Kopf, darunter ist das MInkBi-Logo zu sehen. Der Titel "Professionalisierung – spezifische Unterstützungsangebote – Übergänge in die berufliche Bildung" ist unter dem Übertitel in weißer Schrift auf hellblauem Untergrund zu sehen.

Sammelbandbeitrag (PDF)

Beitrag des Projekts InDiVers im Sammelband "Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung" (2025), herausgegeben von Katja Beck, Rosa Anna Ferdigg, Dieter Katzenbach, Julia Kett-Hauser, Sophia Laux und Michael Urban (PDF - 732 KB)

Team

Das Projekt InDiVers war ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitet. 

Prof.in Dr.in Katja Adl-Amini

Projektleitung
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"

adl-amini(at)apaed.tu-darmstadt.de

Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt

Projektleitung
Teilprojekt B "Regionale Konstellationen, Transferbaustein Regionale Entwicklung (TransRe)"

jgasters(at)uni-muenster.de

Das Bild zeigt Sylvie Borel. Sie lächelt in die Kamera.

Dr. Sylvie Borel

Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"

sylvie.borel(at)tu-darmstadt.de

Das Bild zeigt Lucy Singer. Sie hat ihre dunklen Haare zusammengebunden und lächelt seitlich in die Kamera.

Lucy Singer

Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"

lucy.singer(at)tu-darmstadt.de

Anna Kistner

Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B "Regionale Konstellationen, Transferbaustein Regionale Entwicklung (TransRe)"

Transferprodukte und Praxismaterialien

Im Rahmen des Projekts wurde das Planspiel „De/Kategorisierung? – Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs“ entwickelt, das eine Entscheidungssituation aus einem Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs simuliert.

Das Planspiel ist gerade in Vorbereitung zur Veröffentlichung und wird an dieser Stelle verlinkt, sobald es verfügbar ist. Die Materialien können auf Anfrage Interessierten zur Verfügung gestellt werden.

Veröffentlichungen

2025:

Adl-Amini, K., Gasterstädt, J., Kistner, A., Klenk, F. C., Kadel, J., Borel, S. & Singer, L. (2025). Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung (InDiVers). In K. Beck, R. Ferdigg, D. Katzenbach, J. Kett-Hauser, S. Laux & M. Urban (Hrsg.). Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung (Band 2) Professionalisierung – spezifische Unterstützungsangebote – Übergänge in die berufliche Bildung. Waxmann.

Kistner, A., Klenk, F. C., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kadel, J. (i. E.). Positions-Maps als Heuristik zur Analyse von Machtkonstellationen. Die Situation der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs ‚Lernen’ Empirische Pädagogik 01/25. Themenheft: Die Situationsanalyse in der erziehungswissenschaftlichen Forschung: Aktuelle Nutzungsformen und Weiterentwicklungen.

Borel, S., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kistner, A. Förderpläne in der schulischen Praxis. Eine Analyse im Kontext der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. Zeitschrift für Grundschulforschung 18(1). https://doi.org/10.1007/s42278-025-00224-w

2024:

Gasterstädt, J. Adl-Amini, K., Klenk F. C., Kistner A. & Kadel, J. (2024). Zur Individualisierung komplexer Problemkonstellationen im Kontext der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. Erste Ergebnisse aus dem Projekt InDiVers. In K. Bräu, J. Budde, M. Hummrich & F. C. Klenk (Hrsg.), Vielfaltsorientierung und Diskriminierungskritik. Ansprüche und Widersprüche schulischer Bildung (S.137‒150). Barbara Budrich.

Gasterstädt, J., Kistner, A. & Adl-Amini, K. (i. E.). „Einfach, um den Druck auch rauszunehmen“ – Entlastung von der Leistungsnorm als Aspekt zur Erklärung der Persistenz der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. In S. Schuppener, A. Langner, A. Goldbach, K. Mannewitz & N. Leonhardt (Hrsg.), Machtkontexte – Kritische Reflexionen von Wissensordnungen, Wissensproduktion und Wissensvermittlung (S.151‒161). Klinkhardt.

2023:

Gasterstädt, J., Adl-Amini, K., Klenk, F. C., Kistner, A. & Kadel, J. (2023). InDiVers – Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 92(3), 245‒247. DOI: 10.2378/vhn2023.art30d

Forschungsdaten

Bei Interesse an Erhebungsinstrumenten sowie (anonymisierten) Datenausschnitten für Forschung und Lehre kontaktieren Sie bitte die Projektleitungen.

Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main