Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita - Schule

(Prof.in Dr.in Katrin Liebers, Prof. Dr. Steffen Siegemund-Johannsen, Prof.in Dr.in Susanne Viernickel, Prof. Dr. Christoph Ratz & Dr.in Beatrice Rupprecht)

Fragestellung
Forschungsmethode
Forschungsergebnisse
Status und Laufzeit
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Kontaktadresse(n)

Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita - Schule

Im Projekt werden zu den in der Praxis erprobten und Rasch-skalierten Verfahren ILEA T (Geiling et al., 2015) drei ergänzende Diagnosebausteinen (DBS) sowie darauf aufbauende Förderanregungen (FÖA) für die Bereiche Frühe Literalität, Frühe Mathematik und psycho-soziales Wohlbefinden für Kinder mit erheblichen domänenspezifischen Lern- und Entwicklungsherausforderungen in Kooperation mit Praxispartner:innen entwickelt.
Konkret geht es dabei um die Konzeption, Pilotierung und Erprobung von zwei ILEA T ergänzenden Diagnosebausteinen. Mit der Konzeption, Pilotierung und Erprobung der beiden Diagnosebausteine Frühe Literalität und Frühe Mathematik wird das Ziel verfolgt, frühe Kompetenzen im Transitionsprozess Kita-Grundschule differenziert sichtbar zu machen und passende Förderanregungen für Kinder mit erheblichen domänenspezifischen Lern- und Entwicklungsherausforderungen bereit zu stellen. Ein dritter Diagnosebaustein dient der Erfassung des subjektiven psycho-sozialen Wohlbefindens der Kinder und soll Risiken geringen Wohlbefindens und geminderter sozialer Anerkennung und Partizipation erkennbar machen.
Zur Unterstützung des Wohlbefindens werden ebenfalls Anregungen konzipiert. Die Haupt- und Nebengütekriterien der Diagnosebausteine werden empirisch überprüft. Der Transfer der Materialien (Diagnosebausteine und Förderanregungen) wird durch die Bereitstellung als Open Educational Ressources (OER) in Multiplikator:innensystemen und den Einsatz in der Lehre sichergestellt.
Innerhalb des Projekts wird die Wirksamkeit des kooperativen Transfers in einer Begleitforschung empirisch erfasst.

Das Projekt ILEA Basis-T bearbeitete folgende Forschungsfrage:

  • Wie müssen diagnostische Bausteine im inklusiven Übergang von der Kita in die Grundschule
    konstruiert und in die Praxis transferiert werden, damit mit ihnen domänenspezifische Kompetenzen
    früher Literalität und früher Mathematik sowie das psycho-soziale Wohlbefinden auch von Kindern mit erheblichen domänenspezifischen Lern- und Entwicklungsherausforderungen erfasst und passfähige Lernangebote in der Praxis angeboten werden können?

Qualitativ, quantitativ
Die Herausforderung hierbei besteht darin, Verfahren zu entwickeln und zu validieren, die auch basale Kompetenzstufen so differenziert diagnostizieren, dass individuelle Kompetenzprofile deutlich werden und auf diesen aufbauend, eine an das einzelne Kind angepasste Förderung ermöglicht wird. Für die Validierung soll, um der äußerst heterogenen Gruppe der Kinder, die sich domänenspezifisch (noch) auf basalen Stufen bewegen, gerecht zu werden, eine Kompetenzmodellierung mit alternativen Entwicklungspfaden ermöglicht werden. Geeignete Verfahren hierfür zu erproben, stellt dabei einen eigenen Forschungsbereich dar. Für die ersten Schritte sind zunächst Expert:innenurteile zur Inhaltsvalidierung bzw. zur Prüfung der Operationalisierung verschiedener Testbereiche vorgesehen. Itemanalysen auf Grundlage der Daten einer ersten Pilotierung werden im nächsten Schritt die Weiterentwicklung der DBS unterstützen sowie die Kompetenzmodellierung auf der Grundlage weiterer Erhebungswellen (Erprobungs- und Validierungsstichprobe) vorbereiten. Etablierte Testverfahren werden zur Prüfung der konvergenten und diskriminanten Validität in der Validierungsstichprobe ergänzt. Für die Entwicklung und Erprobung von komplementären alltagsintegrierten Beobachtungsverfahren werden zunächst pädagogische Fachkräfte in ihrer Rolle als Expert:innen für den Kita-Alltag beteiligt. Auch für die Prüfung der Nebengütekriterien (Akzeptanz, Ökonomie, Zumutbarkeit, Nützlichkeit und Testfairness) werden die pädagogischen Fachkräfte als Expert:innen für die Bedingungen in der Praxis beteiligt. Die Wirksamkeit des kooperativen Transfers wird im Prä-Posttest-Design evaluiert.

Im Projekt wurden Diagnostische Analysebausteine für die Bereiche Frühe Literalität, Frühe Mathematik sowie für das Biopsychosoziale Wohlbefinden entwickelt. Mit Hilfe der Protokoll- und Auswertungsbögen ist u. a. eine Einschätzung der individuellen Lernausgangslage möglich und zugleich die Zuordnung der dazu passenden Förderbausteine für eine individuelle Förderung.

Status: abgeschlossen

Teilprojekt Frühe Literalität und Wohlbefinden (Universität Leipzig): 1.9.21-31.8.24
Teilprojekt Frühe Mathematik (Europa-Universität Flensburg): 1.9.21-30.11.24

Universität Würzburg: abgeschlossen (ehemaliger Projektstandort Teilprojekt Frühe Mathematik)

Europa-Universität Flensburg

Julius-Maximilian-Universität Würzburg

Universität Leipzig

Prof.in Dr.in Katrin Liebers / Universität Leipzig / Erziehungswissenschaftliche Fakultät / Institut für Pädagogik und Didaktik im Elementar- und Primarbereich / katrin.liebers(at)uni-leipzig.de

Prof.in Dr.in Susanne Viernickel / Universität Leipzig / Erziehungswissenschaftliche Fakultät / Institut für Pädagogik und Didaktik im Elementar- und Primarbereich / susanne.viernickel(at)uni-leipzig.de

Dr.in Beatrice Rupprecht / Universität Leipzig / Erziehungswissenschaftliche Fakultät / Institut für Pädagogik und Didaktik im Elementar- und Primarbereich / beatrice.rupprecht(at)uni-leipzig.de

Prof. Dr. Steffen Siegemund-Johannsen / Europa-Universität Flensburg / Institut für Sonderpädagogik / Abteilung Pädagogik bei Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung/ steffen.siegemund-johannsen(at)uni-flensburg.de

Prof. Dr. Christoph Ratz/ Julius-Maximilians-Universität Würzburg / Institut für Sonderpädagogik / Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung/ christoph.ratz(at)uni-wuerzburg.de

Downloads / Links

Hier geht es zur ILEA-BASIS-T Seite auf der Homepage der Universität Leipzig.

Cover des Sammelbands "Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung" Band 1

Sammelbandbeitrag (PDF)

Beitrag des Projekts ILEA-Basis-T im Sammelband "Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung" (2025), herausgegeben von Katja Beck, Rosa Anna Ferdigg, Dieter Katzenbach, Julia Kett-Hauser, Sophia Laux und Michael Urban (PDF - 796 KB)

Die Grafik zeigt das Poster des Projekts ILEA-BASIS-T. Das Poster informiert darüber, wie Lernbedarfe für Kinder im Übergang von Kita zur Schule erkannt und Fördermaßnahmen konzipiert werden sollen.

Projektposter

Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita – Schule (PDF)

Das Bild zeigt einen Ausschnitt der Vortragsfolien zur Vorstellung des Projekts.

Vortragsfolien

Präsentationsfolien zur Vorstellung des Projekts im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Förderrichtlinie (März 2022) (PDF)

Team

Das Projekt ILEA-BASIS T war ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitete.

Das Bild zeigt Professorin Katrin Liebers. Sie hat dunkelblonde Haare, trägt eine Brille, schwarze Kleidung und steht vor einem Bücherregal.

Prof.in Dr.in Katrin Liebers

Projektleitung und Verbundkoordination
Standort Leipzig

katrin.liebers(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Professor Steffen Siegemund-Johannsen. Er lächelt in die Kamera.

Prof. Dr. Steffen Siegemund-Johannsen

Projektleitung Verbundpartner
Standort Flensburg

steffen.siegemund-johannsen(at)uni-flensburg.de

Das Bild zeigt Professorin Suanne Viernickel. Sie hat dunkelblonde Haare, trägt dunkelblaue Kleidung und blickt freundlich in die Kamera.

Prof.in Dr.in Susanne Viernickel

Projektleitung
Standort Leipzig

susanne.viernickel(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Professor Christoph Ratz. Er trägt eine Brille, schwarze Kleidung und lächelt freundlich in die Kamera.

Prof. Dr. Christoph Ratz

Projektleitung
Standort Würzburg

christoph.ratz(at)uni-wuerzburg.de

Das Bild zeigt Beatrice Rupprecht. Sie hat blonde Haare, trägt schwarze Kleidung und lächelt freundlich in die Kamera.

Dr.in Beatrice Rupprecht

Projektleitung
Standort Leipzig

beatrice.rupprecht(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Helke Redersborg. Sie hat dunkelblonde Haare, trägt schwarz-weiß gepunktete Kleidung und lächelt freundlich in die Kamera.

Helke Redersborg

Wissenschaftliche Mitarbeit


helke.redersborg(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Nicole Reichenbach. Sie hat braune hochgesteckte Haare, trägt eine Brille und lächelt freundlich in die Kamera.

Nicole Reichenbach

Wissenschaftliche Mitarbeit
Standort Leipzig

nicole.reichenbach(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Virginia Richter. Sie trägt schwarze Haare, eine Brille, dunkle Kleidung und lächelt freundlich in die Kamera.

Virginia Richter

Wissenschaftliche Mitarbeit
Standort Leipzig

virginia.richter(at)uni-leipzig.de

Das Bild zeigt Matteo Kauffert. Er hat dunkelblonde Haare und blickt freundlich in die Kamera.

Matteo Kauffert

Wissenschaftliche Mitarbeit
Standort Flensburg

Matteo.Kauffert(at)uni-flensburg.de

Das Bild zeigt Sara Hartke. Sie hat dunkelblonde Haare, trägt bunte Kleidung und lächelt freundlich in die Kamera.

Sara Hartke

Wissenschaftliche Mitarbeit
Standort Flensburg

Sara.Hartke(at)uni-flensburg.de

Transferprodukte und Praxismaterialien

Die Grafik zeigt das Logo des Projekts ILEA-BASIS-T, einen kleinen Hund, den vollen Projektnamen sowie den Titel "Handreichung".

Handreichung ILEA-BASIS-T

In der Handreichung finden Sie Informationen dazu, wie die im Projekt entwickelten Materialien eingesetzt, ausgewertet und mit Anregungen zur individuellen Förderung verbunden werden können.

Analysebausteine

Unter "Analysebausteine" finden Sie Materialien zur Förderung und Dokumentation der Fähigkeiten im Bereich "Frühes Lesen", "Frühes Schreiben" sowie "Frühe Mathematik".

Beobachtungsbögen

Unter "Beobachtungsbögen" finden Sie Materialien zur Dokumentation der Fähigkeiten im Bereich "Frühe Mathematik", "Biopsychosoziales Wohlbefinden" sowie einen Selbsteinschätzungsbogen des Kindes zum Thema "Biopsychosoziales Wohlbefinden".

Die Grafik zeigt das Logo des Projekts ILEA-BASIS-T, einen kleinen Hund, der mit Bällen jongliert sowie den Titel des Dokuments "Förderbausteine".

Förderbausteine

Die "Förderbausteine" bieten 45 Übungen zur Analyse und Steigerung der Fähigkeiten der Kinder im Bereich "Wohlbefinden", "Frühe Literalität " sowie "Frühe Mathematik".

Interview mit dem Projekt

Beteiligte Personen: Prof. Dr. Katrin Liebers, Prof. Dr. Susanne Viernickel 

Prof. Dr. Katrin Liebers ist Professorin für Schulpädagogik des Primarbereichs an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind veränderter Schulanfang, Übergang Kita-Schule, Schuleingangsdiagnostik und digitales formatives Assessment.

Prof. Dr. Susanne Viernickel war bis 2024 Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind pädagogische Qualität, Wohlbefinden, Bildungs- und Gesundheitsförderung in Institutionen der Kindheitspädagogik sowie Professionalisierung kindheitspädagogischer Fachkräfte.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Steffen Siegemund-Johannsen (Uni Flensburg) haben sie das Projekt geleitet. Die Verbundkoordination lag bei Prof. Katrin Liebers und Dr. Beatrice Rupprecht

Was war der Anlass für das Projekt und welche Ziele wurden verfolgt?

Immer mehr Kinder verfügen an der Gelenkstelle Schulanfang nicht mehr über die erforderlichen basalen Kompetenzen für einen gelingenden Start in die Grundschule. Für Kinder, die mit erheblichen Entwicklungsherausforderungen kämpfen, gab es bislang zu wenige diagnostische Verfahren, mit denen man deren Kompetenzen im Jahr vor der Einschulung ressourcenorientiert erheben und alltagsintegriert fördern kann. An dieser Stelle setzte das Projekt ILEA-Basis-T an, das wir an der Uni Leipzig zusammen mit Kolleginnen und Kollegen an der Uni Flensburg interdisziplinär bearbeitet haben.

Ziel des Projekts war es, die Kompetenzen von Kindern mithilfe von kindorientierten, alltagsintegrierbaren Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren erheben zu können, um ihre Lernausgangslagen genauer zu bestimmen und sie so besser in der Zone ihrer nächsten Entwicklung fördern zu können. Die domänenspezifischen Erhebungsverfahren, die zum Teil auf Rasch-Modellen beruhen, wurden theoriegeleitet entwickelt, im Feld erprobt und an einer Gruppe von fast 200 Kindern validiert. Zudem wurden damit korrespondierende Förderanregungen entwickelt und erprobt. ILEA-Basis-T richtet sich zum einen auf das kindliche Wohlbefinden, welches eine zentrale Voraussetzung für das erfolgreiche Lernen bildet, zum anderen auf die Bereiche der frühen Literalität und der frühen Mathematik.

Mit welchen Praxispartnern haben Sie zusammengearbeitet und wann?

Bei der Entwicklung der diagnostischen Analyse- und der Fördermaterialien haben wir mit pädagogischen Fachkräften aus 38 Kitas, vier schulvorbereitenden Einrichtungen und auch mit Lehrpersonen aus drei Förderschulen zusammengearbeitet. Insgesamt waren 45 Praxiseinrichtungen, an der Entwicklung und Erprobung und zum Teil auch bei den Validierungsstudien beteiligt. 37 pädagogische Fachkräfte konnten wir für die Expertinnen-Interviews zu den drei Domänen gewinnen. 63 pädagogische Fachkräfte beteiligten sich an der Erprobung des Beobachtungsbogens im Bereich der Frühen Mathematik, weitere 51 pädagogische Fachkräfte waren in die Erprobung und Validierung der Diagnosebausteine zum Wohlbefinden einbezogen. Darüber hinaus gab es auch eine Begleitstudie zum kooperativen Transfer, an der insgesamt 39 Fachkräfte teilnahmen.

Im Teilprojekt Wellbeing wurde im Kontext der Validierung des Beobachtungsverfahrens und der Entwicklung der Förderbausteine zusätzlich mit einer Leipziger Fachschule für Sozialwesen (Euro-Akademie Leipzig) kooperiert. Fachschüler:innen im dritten Ausbildungsjahr wendeten die Materialien in Kindertageseinrichtungen an und meldeten ihre Erfahrungen und Anregungen an das Projektteam zurück. Außerdem waren zahlreiche Studierende in den Lehramtsstudiengängen und im Master Professionalisierung frühkindlicher Bildung, also zukünftige Praktikerinnen, im Rahmen von Projektseminaren und Qualifizierungsarbeiten an den Erprobungen und Überarbeitungen der Förderbausteine beteiligt.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Zusammenarbeit gemacht?

Wir hatten bei der Konzeption des Projekts die Idee verfolgt, die pädagogischen Fachkräfte aus den Kitas von Anfang an als Praxispartner in die Entwicklung, Erprobung und Validierung aller Analyse- und Fördermaterialien einzubeziehen, um so einen kooperativen Transfer von der Wissenschaft in die Praxis und umgekehrt, d. h. vor allem auch von der Praxis in die Wissenschaft zu sichern. Diese Idee hat sich jedoch als nicht so tragfähig erwiesen, wie wir uns das gewünscht haben. Zum einen gab es vor allem zu Beginn des Projekts noch die Nachwirkungen der COVID-Pandemie, die die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas vor erhebliche Herausforderungen stellte. Zum anderen fehlte den Fachkräften auch einfach die Zeit für eine so umfängliche Zusammenarbeit. In den Befragungen gaben uns die pädagogischen Fachkräfte zurück, dass sie sich zwar ein hohes Maß an Praxistauglichkeit der erarbeiteten Materialien wünschen, dass sie aber selber einer aktiven Beteiligung am Arbeitsprozess eher zögerlich gegenüberstehen, weil das nur bedingt zu ihrem professionellen Selbstverständnis gehört und ihr verfügbares Zeitbudget erheblich übersteigt.

Die Fachschul-Lehrkräfte zeigten sich äußerst interessiert an der Zusammenarbeit und den Materialien. Auch die Studierenden profitierten von der intensiven Auseinandersetzung mit dem Förderkonzept und den Förderbausteinen und konnten gleichzeitig durch ihre kritisch-konstruktiven Rückmeldungen Impulse für die Weiterentwicklung geben. Der Transfer auf die fachschulische und hochschulische Ausbildungsebene birgt unserer Erfahrung nach ein sehr hohes Potential sowohl für die Professionalisierung (angehender) pädagogischer Fachkräfte als auch für die zukünftige Implementierung der entwickelten Materialien und Methoden.

Wird die Zusammenarbeit über das Projekt hinaus weitergeführt und wenn ja in welcher Form?

Die Zusammenarbeit mit der Praxis kann nicht mehr regulär weitergeführt werden, da das Projekt beendet ist und unsererseits die ehemaligen Mitarbeitenden nur noch punktuell zur Verfügung stehen. Aber wir haben uns in der BMBF-Förderrichtlinie zum Transfer gemeinsam als Projekt für eine Fortführung des Vorhabens beworben. In einem solchen Nachfolgeprojekt würden wir sehr gern gemeinsam mit den Praxispartnern und den Stakeholdern praxisnahe Transferbausteine ko-konstruktiv entwickeln, um eine nachhaltige Implementation und eben auch den weiteren Transfer der Materialien zu sichern. Dabei sollen regionale Akteurinnen aus der Fort- und Weiterbildung sowie aus dem Bildungsadministrationen der Länder einbezogen werden und unterschiedliche Wege des Transfers in den Blick genommen, erprobt und evaluiert werden. Mit der Fachschule besteht weiterhin eine informelle Kooperation. 

Könnten Sie erläutern, welche Transferprodukte im Projekt entwickelt wurden und ob es schon Erfahrungen gibt, wie diese in der Praxis angenommen werden?

Im Projekt wurden alle entwickelten Diagnose- und Fördermaterialien einschließlich dazugehöriger Handbücher und weiterer Materialien für die Eltern als OER-Produkte konzipiert. Für die drei Inhaltsbereiche stehen folgende Materialien zum Download bereit:

Frühe Literalität

  • Kindgerecht illustrierte diagnostische Lesebilder zur Feststellung früher Lesefertigkeiten
  • Alltagsintegriert verwendbarere Vorlage zur Einschätzung früher Schreibfähigkeiten
  • 15 spielerische und alltagstaugliche Förderbausteine

Frühe Mathematik

  • Beobachtungsbogen zur Durchführung im Kitaalltag
  • Spielerisch gestaltetes dynamisches Testverfahren mit kindgerechten Illustrationen
  • 15 spielerische und alltagstaugliche Förderbausteine

Biopsychosoziales Wohlbefinden

  • Beobachtungsbogen zur Durchführung im Kitaalltag
  • Kindgerecht illustrierter Selbsteinschätzungsbogen zur Durchführung mit dem Kind
  • 15 spielerische und alltagstaugliche Förderbausteine

Über die Rückmeldungen von den Projekt- und Kooperationspartner:innen hinaus konnten die verschiedenen Test-, Beobachtungs- und Selbsteinschätzungsverfahren sowie die Förderbausteine im Rahmen von mehreren Tagungen und Vorträgen für die Praxis vorgestellt werden, so unter anderem auf der Abschlusstagung des Projekts (digital und analog) 2024, auf der Startchancenprogramm-Tagung in Berlin 2024, auf zwei Startchancenprogramm-Tagungen in Sachsen 2025 oder der Bildungsforschungstagung in Bonn 2025. Die Reaktionen waren bisher durchgängig positiv und interessiert; uns ist aber nicht bekannt, wo und von wie vielen Einrichtungen die Produkte bereits genutzt werden.

Ihr Projekt ist ja mittlerweile abgeschlossen. Können Sie aus Ihrer Erfahrung etwas darüber sagen, wie nachhaltiger Transfer in die Praxis gelingen kann und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig wären?

Eine wesentliche Bedingung, um die Nützlichkeit für und potenzielle Implementierung in die pädagogische Praxis zu sichern, ist die Zusammenarbeit mit Praxis-Akteur:innen bzw. Akteursgruppen im gesamten Projektverlauf. Dabei haben sich in unserem Projekt allerdings einige Hürden abgezeichnet, die mit den unterschiedlichen Funktionen und Logiken der Felder „Wissenschaft“ und „Praxis“ zu tun haben. Zunächst hat es sich grundsätzlich als herausfordernd erwiesen, dass der Sprachgebrauch bzw. das Verständnis von bestimmten Begrifflichkeiten in der Wissenschaft teilweise stark von denen im pädagogischen Praxisfeld abweichen. Exemplarisch hierfür steht der Terminus „Diagnostik“, der in der Praxis teils kritisiert und offen abgelehnt wird. Zweitens sind die zeitlichen und finanziellen Ressourcen auf Seiten der Praxispartner:innen nicht auf eine intensivere Zusammenarbeit in Forschungsprojekten ausgelegt – sie sind schlicht nicht vorhanden. Hier müsste in Forschungsprojekten eine Kompensation erfolgen, entweder in Form von zusätzlich finanziertem Personal, das z.B. eine Schnittstellenfunktion innehat, oder durch die Refinanzierung von zusätzlicher mittelbarer pädagogischer Arbeitszeit. Diese kann vom Träger genutzt werden, um Stellenanteile zu erhöhen oder zusätzliches Personal zu gewinnen, welches pädagogische Aufgaben übernimmt, wenn die Projektpartner:innen z.B. in Workshops oder Erhebungen eingebunden sind.

Sind diese Rahmenbedingungen nicht gegeben, erleben Praxispartner:innen die partizipative Einbindung und  Mitwirkung eher als belastend denn als bereichernd, was sich in unserem Projekt in einem nachgängig geäußerten eher geringem Interesse an einer aktiven Einbindung in den Forschungsprozess abgebildet hat.

Davon abgesehen scheint es besonders zielführend, akademische und nicht-akademische Ausbildungsstätten, Fort- und Weiterbildungsanbieter und die Ebene der Fachberatung zumindest zum Ende des Forschungsvorhabens intensiv einzubinden, um die Produkte bei diesen Multiplikator:innen bekannt zu machen und für deren Verbreitung zu werben.   

Veröffentlichungen

Liebers, K., Siegemund-Johannsen, S., Viernickel, S., & Rupprecht, B. (Hrsg.) (2025). Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita – Schule (ILEA-Basis-T). Handreichung. https://doi.org/10.36730/2025.1.ilea.1

Liebers, K., Siegemund-Johannsen, S., Viernickel, S. Redersborg, H., von Seeler, I., Rupprecht, B., Richter, V., & Ratz, C. (2025). In K. Beck, R. A. Ferdigg, D. Katzenbach, J. Kett-Hauser, S. Laux & M. Urban (Hrsg.): Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung. Kompetenzbereiche – Fachdidaktik Münster: Waxmann. S. 51-72. 

Rupprecht, B. (2025). Partizipative Forschung quo vadis? Praxisbezogene Forschung im und für das Feld zwischen Herausforderungen und Forderungen von Kita-Fachkräften. Frühe Bildung, 14(1), 44–46. https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000695

Rupprecht, B. & Liebers, K. (2024). Individuelle und inklusive Bildungsverläufe im Blick: Ergebnisse aus dem Projekt ILEA-Basis-T zur Begleitung von Kindern im Übergang von der Kita in die Grundschule. Frühe Kindheit, 27(4), 24–31.

Rupprecht, B., Redersborg, H., von Seeler, I. & Siegemund-Johannsen, S. (2024). Professionalisierung des Übergangs Kita – Schule durch die Entwicklung von alltagsnahen Beobachtungsverfahren unter Einbezug der Perspektive der Praxis im Projekt ILEA-Basis-T. In T. Friederich et al. (Hrsg.), Facetten der Professionalisierung im System frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung (S. 145–155). FEL.

Rupprecht, B., Viernickel, S., Reichenbach, N., Redersborg, H., Liebers, K., Siegemund-Johannsen, & von Seeler, I. (2024). Kinder mit erheblichen Lern- und Entwicklungsherausforderungen am Übergang Kita – Grundschule: Individuelle Lernentwicklungsanalyse aus interdisziplinärer Sicht. In A. Flügel, A. Gruhn, I. Landrock, J. Lange, B. Müller-Naendrup, J. Wiesemann, P. Büker & A. Rank (Hrsg.), Kindheitsforschung meets Grundschulforschung reloaded (S. 657–661). Jahrbuch Grundschulforschung. Band 28. Klinkhardt. https://doi.org/10.35468/6111-80

von Seeler, I., Kaiser, S. & Siegemund-Johannsen, S. (eingereicht). Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita – Schule (ILEA-Basis-T): Mathematische Kompetenzbeobachtung im Kita-Alltag aus Perspektive pädagogischer Fachkräfte. Zeitschrift für Heilpädagogik.

Viernickel, S., Reichenbach, N., Richter, V., Seidel, D., & Zahn, E. (2025). Individuelle Lernentwicklungsanalyse von Basiskompetenzen in der inklusiven Transition Kita – Schule (ILEA-Basis-T). Förderbausteine. https://doi.org/10.36730/2025.1.ilea.2

Liebers, K., Redersborg, H. & Ratz, C. (2023). Nachhaltige Bildungsprozesse in inklusiven Übergängen grundlegen – anschlussfähige Förderung Früher Literalität bei Kindern mit erheblichen domänenspezifischen Lern- und Entwicklungsherausforderungen. In M. Haider, R. Böhme, S. Gebauer, C. Gößinger, M. Munser-Kiefer & A. Rank (Hrsg.), Nachhaltige Bildung in der Grundschule (S. 217-222). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Redersborg, H., Rupprecht, B. & Liebers, K. (2023). Frühe Literalität als Herausforderung für die Professionalisierung von pädagogischen Fachkräften. In D. Weltzien, H. Wadepohl, J. Hoffmann, I. Nentwig-Gesemann & S. Nickel (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik XVI – Early Literacy (S. 87-114). Freibug: FEL.

Redersborg, H., Rupprecht, B., & Reichenbach, N. (2023). Nachhaltige Bildung im Anfangsunterricht durch die individuelle Bildungsprozessbegleitung von Kindern am Übergang Kita-Grundschule. Frühe Literalität und bio-psycho-soziales Wohlbefinden im Fokus. In M. Haider, R. Böhme, S. Gebauer, C. Gößinger, M. Munser-Kiefer & A. Rank (Hrsg.), Nachhaltige Bildung in der Grundschule (S. 229–234). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Rupprecht, B., Viernickel, S., Reichenbach, N., Redersborg, H., Liebers, K., Siegemund-Johannsen & von Seeler, I. (in Druck). Kinder mit erheblichen Lern- und Entwicklungsherausforderungen am Übergang Kita – Grundschule: Individuelle Lernentwicklungsanalyse aus interdisziplinärer Sicht. In A. Flügel, I. Landrock, J. Lange, B. Müller-Naendrup, J. Wiesemann, P. Büker & A. Rank (Hrsg.), Kindheitsforschung meets Grundschulforschung. Jahrbuch Grundschulforschung. Band 28. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main