Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung
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Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung
Mit der Forderung nach diskriminierungsfreier und gleichberechtigter Teilhabe aller Menschen in einem inklusiven Bildungssystem geht die Notwendigkeit individuell angemessener Vorkehrungen einher. Eine inklusive Diagnostik bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen einer individuumsbezogenen Beschreibung notwendiger Hilfen sowie der Gefahr von Stigmatisierung und Diskriminierung. Eine Lupenstelle für die professionelle Bearbeitung dieses Spannungsfelds auf administrativer und pädagogischer Ebene ist das regional differente Feststellungsverfahren sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF). Das interdisziplinäre Verbundprojekt „InDiVers“ fokussiert mittels einer qualitativen Mehrebenenanalyse die Feststellung von SPF in regionalen Akteurskonstellationen und Einzelschulen verschiedener Bundesländer. Für den Transfer der aus dieser Analyse abzuleitenden Gelingensbedingungen zur Gestaltung solcher Verfahren im Sinne einer inklusiven Diagnostik verfolgt das Verbundprojekt innovative Strategien: a) In regionalen Workshops in den Erhebungsregionen werden Impulse für die Weiterentwicklung der Verfahren vor Ort gesetzt; b) in einem ko-konstruktiven Prozess mit Personen aller Lehrkräftebildungsphasen werden Konzepte zur Professionalisierung von Lehrkräften entwickelt, erprobt und formativ evaluiert.
In Teilprojekt A “Fallbezogene Konstellationen” werden dazu die konkreten Prozesse und Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf in einem kleinen Längsschnitt am Beispiel einzelner Fälle erhoben und analysiert.
Diese Fallanalysen sind eng verknüpft mit Teilprojekt B “Regionale Konstellationen”, in dem mittels Dokumentenanalysen und Expert*inneninterviews die Einbettung der Feststellungsverfahren in regionale Bildungsräume und Akteurskonstellationen analysiert wird.
Das Projekt InDiVers bearbeitet folgende Forschungsfragen:
- Wie werden die Entscheidung über und Legitimation von Exklusion und die dem zugrunde liegende Differenzordnung hervorgebracht und wie werden in diesen Verfahren pädagogisch Andere konstruiert?
- Wie sind diese Prozesse in regional ausdifferenzierte Strukturen sowie in der Einzelschule eingebettet?
- Wie deuten und prozessieren professionelle Akteure diese in Konstellationen mit anderen Akteuren vor dem Hintergrund je spezifischer Handlungslogiken?
Qualitativ
Projektbaustein A:
längsschnittliches Design: mindestens acht Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf (Lernen) in vier Regionen in unterschiedlichen Bundesländern werden begleitet, Protokolle teilnehmender Beobachtungen und Audioaufnahmen von Gremien- und Beratungsgesprächen, offene Interviews mit Eltern und Lehrkräften, Analyse relevanter Dokumente (z.B. Gutachten, Förderpläne)
Projektbaustein B:
Mehrebenenanalytisches Design: Vergleich der Regeln und Routinen in vier Regionen in verschiedenen Bundesländern, je Region 10-15 Expert*inneninterviews mit Akteuren der lokalen Bildungslandschaft, Analyse relevanter Dokumente und schulstatistischer Daten zur Feststellung von SPF
Diese Perspektive setzten wir methodologisch und methodisch mit der Grounded Theory Methodologie (Strauss, 1998) und deren Erweiterung zur Situationsanalyse (Clarke 2012; Clarke, Friese & Washburn, 2018) um.
Status: laufend
Laufzeit des Projekts: Mai 2021 – Januar 2025
Technische Universität Darmstadt
Universität Kassel
Prof.in Dr.in Katja Adl-Amini / TU Darmstadt / Fachbereich Humanwissenschaften / Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Alexanderstraße 6 / 64283 Darmstadt / adl-amini(at)apaed.tu-darmstadt.de
Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt / Universität Kassel / Fachbereich Humanwissenschaften / Institut für Erziehungswissenschaft / Nora-Platiel-Straße 1 / 34109 Kassel / gasterstaedt(at)uni-kassel.de
Downloads / Links
Vortragsfolien
Vortragsfolien des Projekts InDiVers im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Förderrichtlinie (März 2022)(PDF - 588 KB)
TEAM
Das Projekt InDiVers ist ein Verbundprojekt, das an mehreren Standorten unterschiedliche Teilprojekte bearbeitet.
Prof.in Dr.in Katja Adl-Amini
Projektleitung
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"
adl-amini(at)apaed.tu-darmstadt.de
Prof.in Dr.in Julia Gasterstädt
Projektleitung
Teilprojekt B "Regionale Konstellationen, Transferbaustein Regionale Entwicklung (TransRe)"
gasterstaedt(at)uni-kassel.de
Dr. Sylvie Borel
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"
sylvie.borel(at)tu-darmstadt.de
Lucy Singer
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt A "Fallbezogene Konstellationen, Transferbaustein Professionalisierung (TransPro)"
lucy.singer(at)tu-darmstadt.de
Anna Kistner
Wissenschaftliche Mitarbeit
Teilprojekt B "Regionale Konstellationen, Transferbaustein Regionale Entwicklung (TransRe)"
a.kistner(at)uni-kassel.de
VERÖFFENTLICHUNGEN
2023:
Gasterstädt, J., Adl-Amini, K., Klenk, F. C., Kistner, A. & Kadel, J. (2023). InDiVers – Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 92(3), 245‒247. DOI: 10.2378/vhn2023.art30d
2024:
Gasterstädt, J. Adl-Amini, K., Klenk F. C., Kistner A. & Kadel, J. (2024). Zur Individualisierung komplexer Problemkonstellationen im Kontext der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. Erste Ergebnisse aus dem Projekt InDiVers. In K. Bräu, J. Budde, M. Hummrich & F. C. Klenk (Hrsg.), Vielfaltsorientierung und Diskriminierungskritik. Ansprüche und Widersprüche schulischer Bildung (S.137‒150). Barbara Budrich.
Gasterstädt, J., Kistner, A. & Adl-Amini, K. (i. E.). „Einfach, um den Druck auch rauszunehmen“ – Entlastung von der Leistungsnorm als Aspekt zur Erklärung der Persistenz der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs. In S. Schuppener, A. Langner, A. Goldbach, K. Mannewitz & N. Leonhardt (Hrsg.), Machtkontexte – Kritische Reflexionen von Wissensordnungen, Wissensproduktion und Wissensvermittlung (S.151‒161). Klinkhardt.
2025:
Adl-Amini, K., Gasterstädt, J., Kistner, A., Klenk, F. C., Kadel, J., Borel, S. & Singer, L. (i. E.). Inklusive Diagnostik in Verfahren zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs? Zwischen angemessener Förderung und institutioneller Diskriminierung (InDiVers). In K. Beck, R. Ferdigg, D. Katzenbach, J. Kett-Hauser, S. Laux & M. Urban (Hrsg.). Fächerübergreifende Diagnostik in der inklusiven Bildung (Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung, Bd. 1). Waxmann.
Kistner, A., Klenk, F. C., Adl-Amini, K., Gasterstädt, J. & Kadel, J. (i. E.). Positions-Maps als Heuristik zur Analyse von Machtkonstellationen. Die Situation der Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs ‚Lernen’ Empirische Pädagogik 01/25. Themenheft: Die Situationsanalyse in der erziehungswissenschaftlichen Forschung: Aktuelle Nutzungsformen und Weiterentwicklungen.
Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main