Lernunterstützung in inklusiven Kitas adaptiv gestalten

(Prof.in Dr.in Claudia Schomaker, Prof.in Dr.in Katja Mackowiak, Dr.in Christine Beckerle & Dr.in Heike Wadepohl)

Fragestellung
Forschungsmethode
Status und Laufzeit
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Kontaktadresse(n)

Lernunterstützung in inklusiven Kitas adaptiv gestalten

Das Forschungsprojekt „LeiK-adaptiv“ verfolgt das Ziel, pädagogische Fachkräfte (FK) in inklusiven Kindertageseinrichtungen (Kitas) in der alltagsintegrierten adaptiven Lernunterstützung zu professionalisieren und damit individuelle Lern- und Bildungsprozesse von Kindern im Kita-Alltag zu fördern sowie Teilhabechancen für alle Kinder zu verbessern. Speziell in Zeiten wachsender Diversität in Kitas und der besonderen Bedeutung inklusiver Bildung bedarf es eines eng auf die kindlichen Lernvoraussetzungen und Interessen abgestimmten Wechselspiels von Diagnostik und Förderung, um Fachkraft-Kind-Interaktionen adaptiv und lernunterstützend gestalten zu können. Dies stellt hohe Anforderungen an die Kompetenzen der FK. Studien zeigen, dass diese Kompetenzen stark variieren, sprachlich und kognitiv anregende Interaktionen im Kita-Alltag selten vorkommen (Cordes et al., 2019; Hopf, 2012; König, 2009; Mackowiak et al., 2015; Tournier, 2016; Wadepohl et al., 2017). Da solche Interaktionen eine besondere Relevanz für die (schulische) Entwicklung haben, insbesondere für Kindern aus sozial benachteiligten Familien (Anders, 2013; Hasselhorn & Kuger, 2014), sollen diese im Projekt untersucht werden. Ziel ist zum einen die Konzeptualisierung und Analyse von Adaptivität in lernunterstützenden Fachkraft-Kind-Interaktionen im Kita-Alltag, zum anderen die Weiterentwicklung der Kompetenzen von Fachkräften im Hinblick auf eine alltagsintegrierte adaptive (sprachliche, kognitive und naturwissenschaftliche) Lernunterstützung sowie die Implementation dieses Konzepts der Lernunterstützung auf Kita- und Trägerebene.

Das Projekt LeiK-adaptiv bearbeitet folgende Forschungziele und -fragen:

1. Konzeptualisierung adaptiver Lernunterstützung in FK-Kind-Interaktionen: Es liegen kaum Ansätze vor, die die Gestaltung von FK-Kind-Interaktionen im Sinne alltagsintegrierter adaptiver (sprachlicher, kognitiver, naturwissenschaftlicher) Lernunterstützung konzeptualisieren. Es soll geklärt werden, wie diese sich in inklusiven Kitas operationalisieren lässt.

a) Welche Merkmale sind zur Konzeptualisierung adaptiver Lernunterstützung in inklusiven Kitas relevant?
b) Was verstehen FK unter adaptiver Lernunterstützung?

2. Professionalisierung und Implementation adaptiver Lernunterstützung in FK-Kind-Interaktionen: Ziel ist eine Weiterentwicklung und Implementation einer adaptiven (sprachlichen, kognitiven, naturwissenschaftlichen) Lernunterstützung in den Kita-Alltag.

a) Wie kann adaptive Lernunterstützung in den Kita-Alltag implementiert werden? Welche Ansätze tragen zu einer Weiterentwicklung professioneller Kompetenzen bei?
b) Inwiefern können die eingesetzten Methoden Reflexionsprozesse bei FK anregen und so (adaptives) lernunterstützendes Handeln fördern?

Mixed-methods

Phase 1: Konzeptualisierung adaptiver Lernunterstützung in FK-Kind-Interaktionen
Systematische Literatursichtung und Integration der Fachperspektiven, um Kriterien für adaptive Lernunterstützung unter sprachlicher, kognitiver und naturwissenschaftlicher Perspektive zu ermitteln Kontinuierlichen Zusammenarbeit mit der Praxis, und die Perspektiven der FK, der Kinder und der Interaktion zu berücksichtigen Entwicklung von Beobachtungsinstrumenten (quantitativ, qualitativ) zur Erfassung einer adaptiven Lernunterstützung mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten (sprachlich, kognitiv und naturwissenschaftlich)

Phase 2: Professionalisierung und Implementation adaptiver Lernunterstützung in FK-Kind-Interaktionen)
Entwicklung und Implementation eines zweijährigen Coachings für teilnehmende Kitas mit dem Ziel der kontinuierlichen Professionalisierung der FK in der adaptiven Lernunterstützung im inklusiven Kita-Alltag (zirkulärer Prozess)

In LeiK-adaptiv wurde ein mehrperspektivisches Modell zur Beschreibung von adaptiven lernunterstützenden Interaktionen entwickelt. Es basiert auf einer systematischen Literaturrecherche, einem intensiven Austausch mit unterschiedlichen Expert*innen sowie auf zwei Gruppendiskussionen mit Fachkräften aus den beiden am Projekt beteiligten Kita-Teams. Das aktuelle Adaptivitätsmodell (Schomaker et al., im Druck) beschreibt adaptive lernunterstützende Interaktionen als ein enges Wechselspiel in der Trias aus Kind, Fachkraft und Lerngegenstand, ihren jeweiligen Voraussetzungen und Merkmalen sowie den Bedingungen, in denen Fachkraft und Kind leben, und die einen Einfluss auf ihr Handeln haben können. Zur Erfassung der Adaptivität wurde ein Beobachtungsinstrument entwickelt: Das „Ratingsystem zur Erfassung von Adaptivität in lernunterstützenden Erwachsenen-Kind-Interaktionen (R-Adaptiv)“ (Beckerle et al., in Vorb.) enthält aktuell zwei Bereiche, in denen die Adaptivität (auf einer fünfstufigen) Skala eingeschätzt wird. 

Die Adaptivität aus sprachlicher Perspektive beinhaltet Indikatoren zur Dialoggestaltung zwischen Fachkraft und Kind (Beteiligung, Turn taking, Themenwahl, inhaltliche Kohärenz) sowie zur sprachlichen Anregung (Komplexität und weitere unterstützende Mittel der sprachlichen Anregung; optional: Einsatz reaktiver und initiierender Sprachförderstrategien).

Die Adaptivität aus kognitiver Perspektive wird über fünf Indikatoren erfasst: Joint Attention (geteilte Aufmerksamkeit), Shared Intentionality (gemeinsame Zielsetzung), kognitiv anregende Impulse, länger andauernde Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand, Flow in der Interaktion. Erste Analysen deuten darauf hin, dass die Adaptivität aus kognitiver Perspektive in Regelspielsituationen systematisch variiert, es zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen Glücks- und Strategiespielen (Johannsen et al., in Vorb.).

Ein weiteres Ziel bestand in der Weiterentwicklung der Kompetenzen der Fachkräfte der beteiligten Kitas im Bereich der adaptiven sprachlichen, kognitiven und naturwissenschaftlichen Lernunterstützung im Kita-Alltag. Dazu wurden über zwei Jahre videobasierte Prozessbegleitungen mit 28 Fachkräften durchgeführt. Die Umsetzung verlief aufgrund von Drop-Outs durch Personalwechsel und -ausfälle (u.a. bedingt durch Krankheit, fehlende Ressourcen, widrige Arbeitsbedingungen) über die gesamte Projektlaufzeit eher schleppend, was sich negativ auf die nachhaltige Implementation auswirkte. Zwar konnten einige Fachkräfte ihr Wissen und ihre Reflexionskompetenzen ausbauen, jedoch zeigten sich in den Videos nur teilweise Fortschritte im Handeln. Der Einsatz spezifischer Strategien (z.B. Fragen) gelang häufiger, aber der Fokus lag eher auf der Lernunterstützung an sich als auf deren adaptiver Gestaltung. Die Fachkräfte beschrieben den Prozess positiver und nahmen eigene Fortschritte wahr. Insgesamt bleibt also offen, von welchen Bedingungen (z.B. Motivation, Einstellungen, Kompetenzen, Ressourcen) der Erfolg einer Prozessbegleitung abhängt und auch, wie zukünftige Aus- und Weiterbildungen gestaltet werden müssten, um das Thema der Adaptivität stärker in der Praxis zu etablieren.

Status: abgeschlossen

Laufzeit des Projekts: Januar 2022 – Februar 2025

Leibniz Universität Hannover

Prof.in Dr.in Claudia Schomaker / Leibniz Universität Hannover / Institut für Sonderpädagogik / Abt. Sachunterricht und Inklusive Didaktik / Schloßwender Str. 1 / 30159 Hannover / claudia.schomaker(at)ifs.uni-hannover.de

Downloads / Links

Hier geht es zur LeiK-adaptiv-Seite auf der Homepage der Leibniz Universität Hannover.

Hier geht es zur Seite der Verbundprojekte KoAkiK auf der Homepage der Leibniz Universität Hannover.

Vortragsfolien

Präsentationsfolien zur Vorstellung des Projekts im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Förderrichtlinie (März 2022) (PDF - 677 KB)

Team

Das Projekt LeiK-adaptiv ist ein Einzelprojekt und das Team setzt sich wie folgt zusammen:

Das Bild zeigt Prof. Dr.in Claudia Schmaker. Sie gehört zur Projektleitung. Auf dem Bild trägt sie eine braune Brille und einen schwarzen Blazer

Prof.in Dr.in Claudia Schomaker

Projektleitung

claudia.schomaker(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Prof. Dr. Katja Mackowiak. Sie blickt freundlich in die Kamera, trägt eine Brille und hat eine Kurzhaarfrisur.

Prof.in Dr.in Katja Mackowiak

Projektleitung

katja.mackowiak(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Dr.in Christine Beckerle. Sie gehört auch zur Projektleitung. Sie trägt eine Brille und lächelt freundlich in die Kamera.

Dr.in Christine Beckerle

Projektleitung

christine.beckerle(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Dr.in Heike Wadepohl. Sie trägt ein gepunktetes Oberteil und steht vor einem hellen Hintergrund.

Dr.in Heike Wadepohl

Projektleitung

heike.wadepohl(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Lisa Damaske. Sie hat blonde Haare und trägt einen blauen Blazer. Sie lächelt freundlich in die Kamera

Lisa Damaske

Wissenschaftliche Mitarbeit
lisa.damaske(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Theresa Johannsen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin. Theresa Johannsen trägt ein blaues T-shirt und hat blonde Haare.

Theresa Johannsen

Wissenschaftliche Mitarbeit theresa.johannsen(at)ifs.uni-hannover.de

Das Bild zeigt Dr. Kathrin Hofmann. Sie hat eine Kurzhaarfrisur und trägt eine Brille.

Dr.in Kathrin Hormann

Wissenschaftliche Mitarbeit

Auf dem Bild ist Lisa Damaske. Sie trägt eine Brille und hat eine rote Bluse an. Sie lächelt freundlich in die Kamera

Laisa Quittkat

Wissenschaftliche Mitarbeit

Das Bild zeigt Jasmin Jelassi-Köhler. Sie trägt eine Brille und offene lange Haare. Sie lächelt in die Kamera.

Jasmin Jelassi-Köhler

Wissenschaftliche Mitarbeit

Veröffentlichungen

Beckerle, C. & Risse, L. (im Druck). Systematisches Review zum Adaptivitätskonzept im Kontext von Sprachbildung/ -förderung in Kitas. Frühe Bildung.

Damaske, L. (2024). Sprachliches Anregungspotenzial von Fragen und Adaptivität in Fragesequenzen. Entwicklung und Erprobung des mikroanalytischen Beobachtungssystems zur Analyse von Fragesequenzen in Fachkraft-Kind-Interaktionen im Kita-Alltag (B-FRAKA). Forschung Sprache, 12(2). 42-56.

Hormann, K., Schomaker, C. & Jelassi-Köhler, J. (angenommen). Adaptive Interaktionsgestaltung im Kontext naturwissenschaftlicher Bildung aus Perspektive von pädagogischen Fachkräften und Kindern. In I. Nentwig-Gesemann, U. Stenger, S. Kaiser, M. Rönnau-Böse & H. Wadepohl (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik. Schwerpunkt: Kinder und Natur im Kontext nachhaltiger Entwicklung (Bd. 18). Freiburg: FEL-Verlag.

Hormann, K., Schomaker, C. & Quittkat, L. M. (angenommen). Reflexionsprozesse pädagogischer Fachkräfte zur adaptiven Interaktionsgestaltung im Kontext naturwissenschaftlicher Bildung. Frühe Bildung.

Johannsen, T., Freimann, T. & Wadepohl, H. (eingereicht). Regelspiele in der Kita: Möglichkeit zur Gestaltung adaptiver kognitiv aktivierender Fachkraft-Kind-Interaktionen? Frühe Bildung.

Schomaker, C., Mackowiak, K., Wadepohl, H., Beckerle, C., Hormann, K., Johannsen, T. & Damaske, L. (im Druck). Konzeptualisierung und Erfassung von Adaptivität in lernunterstützenden Fachkraft-Kind-Interaktionen im Projekt LeiK-adaptiv. In K. Beck, R. A. Ferdigg, D. Katzenbach, J. Kett-Hauser, S. Laux & M. Urban (Hrsg.),
 Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung. Professionalisierung – spezifische Unterstützungsangebote – Übergänge in die berufliche Bildung. (Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung, Bd. 2). Münster: Waxmann.

Wadepohl, H. & Schomaker, C. (2024). Lernunterstützung in Kitas adaptiv gestalten. Kita aktuell, 33. (KiTa NRW), 13-15.

Wadepohl, H. & Schomaker, C. (2024). Lernunterstützung in Kitas adaptiv gestalten. Kita aktuell, 33. (KiTa MO), 13-15.

Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main