Stereotype als Hindernisse für professionelle Diagnostik im inklusiven Schulkontext

(Prof.in Dr.in Mareike Kunter & Prof.in Dr.in Charlotte Dignath)

Fragestellung
Forschungsmethode
Status und Laufzeit
Standort(e)
Kontaktadresse(n)

Stereotype als Hindernisse für professionelle Diagnostik im inklusiven Schulkontext

Das Projekt untersucht die Bedeutung von Stereotypen für die Qualität der förderbezogenen Diagnostik im inklusiven Schulkontext. Praxis und Forschung zeigen, dass Stereotype über Lernende mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) weit verbreitet und auch bei (angehenden) Lehrkräften vorhanden sind. Solche Stereotype könnten Hindernisse für eine professionelle Diagnostik darstellen, wenn sie dazu führen, dass bestimmte Informationen übersehen oder überbewertet werden. Das geplante Projekt untersucht Stereotype über Gruppen von Kindern mit SPF bei Lehramtsstudierenden. Mithilfe simulierter Diagnostiksituationen wird überprüft, auf welche Weise Ste-reotype die Beurteilung einzelner Schüler*innen(SuS) mit SPF beeinflussen. Schließlich wird unter-sucht, wie der Einfluss von Stereotypen auf den diagnostischen Prozess verringert werden kann. Hierzu wird u.a. die Wirkung einer Intervention zum Abbau von Stereotypen und zur Förderung diagnostischer Kompetenz analysiert.

Das Projekt untersucht drei miteinander verbundene Fragestellungen:

  • Verringern Stereotype von Lehrkräften die Qualität des diagnostischen Prozesses bei der Beurteilung von SuS mit SPF?
  • Welche individuellen Unterschiede bestehen in den Verzerrungseffekten durch Stereotype?
  • Wie kann der Einfluss von Stereotypen auf das diagnostische Verhalten von Lehrkräften verringert werden?

Das Projekt Stereo-Disk forscht mit einem Mixed-Methods-Ansatz.

In den ersten Studien des Projekts zeigt sich, dass Lehramtsstudierende starke Stereotype gegenüber den untersuchten Gruppen haben. Legt man das Stereotype Content Model zugrunde, zeigen sich klar unterschiedliche Profile: Bezogen auf Wärme und Kompetenz wurden autistische Lernende als am meisten kompetent und am wenigsten warm eingeschätzt. Lernende mit Down-Syndrom wurden als am meisten warm und am wenigsten kompetent eingeschätzt. Zwischen diesen beiden Extremen befindet sich die Einschätzung von Lernenden mit Lese-Rechtschreibstörung. Unsere Studien illustrieren jedoch auch, dass die in der sozialpsychologischen Literatur etablierte Dimension der Kompetenz weniger gut auf den Schulkontext passt, weil angehende Lehrpersonen offensichtlich stärker differenzieren und zwischen ‚akademischer Kompetenz‘, die sich genauer auf schulische Leistungen und Intelligenz bezieht, und ‚Lebenskompetenz‘ unterscheiden (Schell et al., 2024).

Status: abgeschlossen

Laufzeit des Projekts: Oktober 2021 – Januar 2025 

Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Prof.in Dr.in Mareike Kunter / DIPF Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation / Abteilung Lehr- und Lernqualität in Bildungseinrichtungen / Rostocker Straße 6 in 60323 Frankfurt am Main oder Postfach 900 270 in 60442 Frankfurt am Main / m.kunter(at)dipf.de

Prof.in Dr.in Charlotte Dignath / Institut für Schulentwicklungsforschung / TU Dortmund / charlotte.dignath(at)tu-dortmund.de

Downloads / Links

Hier geht es zur Stereo-Disk-Seite auf der Homepage des DIPF.

Team

Prof.in Dr.in Mareike Kunter

Projektleitung

m.kunter(at)dipf.de

Prof.in Dr.in Charlotte Dignath

Projektleitung

charlotte.dignath(at)tu-dortmund.de

Charlotte Sophie Schell

Wissenschaftliche Mitarbeit

c.schell(at)dipf.de

Veröffentlichungen

Schell, C. S., Dignath, C., Kleen, H., John, N., & Kunter, M. (2024). Judging a book by its cover? Investigating pre-service teacher’s stereotypes towards pupils with special educational needs. Teaching and teacher education, 142, 104526.

Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main