Inklusive Berufsbildung und Situationsdefinition
(apl. Prof. Dr. Matthias Vonken, Prof. Dr. Rainer Benkmann)
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Fragestellung
Forschungsmethode
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Inklusive Berufsbildung und Situationsdefinition
Lehr-Lern-Prozesse stellen Handlungssituationen dar, die davon abhängen, dass die daran beteiligten Akteur_innen diese auch vergleichbar definieren. In Bezug auf inklusive Lehr-Lern-Settings besteht die Herausforderung, dass die Lebenswelten – vor deren Hintergrund Situationsdefinitionen geschehen – umso disparater, je heterogener die Gruppen sind. Üblicherweise werden Gutachten, Schülerakten etc. genutzt um eine Einordnung des Gegenübers vorzunehmen, was eher zu Etikettierungen führt, die Inklusion behindern. Ein Anhaltspunkt, der den Zugang zum Verstehensprozess der Pädagog_innen erleichtern könnte, sind dagegen kritische Situationen, in denen die Beteiligten wahrnehmen, dass sie ihr Gegenüber und dessen Intentionen nicht „verstehen“. In diesen Momenten beginnt – so die Annahme – ein Reflexionsprozess über den jeweiligen Zugang des Anderen zur Welt. Um Zugänge zur Situationsdefinition von Menschen zu erhalten, sollte eine empirische Untersuchung zu den Grundlagen der Ermöglichung inklusiven Lehrens und Lernens in der Ausbildung in Betrieb und berufsbildende Schule durchgeführt werden.
Um inklusive Lehr-Lern-Settings zu befördern, fragte das Projekt InklusiBuS danach, wie Pädagog_innen Zugang zum Verständnis von disparaten Lebenswelten erhalten können. Dafür bearbeitete es folgende Forschungsfragen:
- Wie und wodurch können sich Lehrkräfte im Bereich der beruflichen Bildung und betriebliches Ausbildungspersonal sowie Auszubildende die Lebenswelt und das Erleben von Lehr-Lern-Situationen von anderen Menschen erschließen?
- Wie werden Situationen geschaffen (definiert) oder verändert, um ein gemeinsames Lernen zu ermöglichen?
- Wie lassen sich Handlungshorizonte als Horizonte der Lebenswelt für andere sichtbar machen?
- Welche subjektiven Theorien der Situationsdeutung in inklusiven Lehr-Lern-Situationen gibt es seitens der Lehrkräfte?
- Worin bestehen prinzipielle Unterschiede der Lebenswelten oder lässt sich das nicht beschreiben?
- Welche Unterschiede, aber auch Schnittmengen der Situationsdeutung lassen sich daraus extrahieren?
Zunächst erfolgte eine theoretische Auseinandersetzung, wie in der bisherigen einschlägigen Forschung die Selbstwahrnehmung und das Selbstkonzept aus der Außensicht und Innensicht von Menschen mit und ohne Benachteiligung/ Behinderung erschlossen worden sind.
In der nächsten Phase wurden Daten zur Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie zur Situationsdefinition mithilfe von Leitfadeninterviews von Lehrkräften und Jugendlichen mit/ohne Beeinträchtigung erhoben.
Um von der Ebene der Einzelfallanalyse zu empirisch belastbaren Aussagen zu gelangen, wurden die in Schritt 1 und 2 gewonnenen Erkenntnisse und theoretischen Perspektiven in einem dritten Schritt empirisch überprüft und die Ergebnisse rückgekoppelt. Dazu wurde eine quantitative Studie in Form einer Fragebogenerhebung geplant. Es sollten Faktoren identifiziert werden, die einerseits unterschiedliche Herangehensweisen an Situations- und Horizontverstehen verdichten, andererseits aber auch Hemmnisse verdeutlichen, die das Akzeptieren und Verstehen anderer Lebenswelten erschweren.
Status:abgeschlossen
Laufzeit des Projekts: November 2017 – Oktober 2020
Universität Erfurt
apl. Prof. Dr. Matthias Vonken
matthias.vonken(at)uni-erfurt.de
Postadresse
Universität Erfurt
Berufspädagogik und Weiterbildung
Erziehungswissenschaftliche Fakultät
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Downloads / Links
Hier geht es zur InklusiBuS-Seite auf der Homepage der Universität Erfurt.
Projektaktivitäten
Eine Übersicht über die Aktivitäten des Projektes. (PDF - 169 KB)
Sammelbandbeitrag (PDF)
Beitrag des Projekts InklusiBus im Sammelband "Qualifizierung für Inklusion - Sekundarstufe" (2022) herausgegeben von Felix Buchhaupt, Jonas Becker, Dieter Katzenbach, Deborah Lutz, Alica Strecker und Michael Urban. (PDF - 2 MB)
TEAM
Das Projekt InklusiBuS war ein Einzelprojekt und das Team setzte sich wie folgt zusammen:
apl. Prof. Dr. Matthias Vonken
Verbundkoordination und Projektleitung
matthias.vonken(at)uni-erfurt.de
Prof. Dr. Rainer Benkmann
Projektleitung
Jens Reißland
Wissenschaftliche Mitarbeit
Tim Thonagel
Wissenschaftliche Mitarbeit
Patrick Schaar
Wissenschaftliche Mitarbeit
VERÖFFENTLICHUNGEN
Reißland, J., Schaar, P., Thonagel, T., & Vonken, M. (2019). InklusiBuS – Inklusive Berufsbildung und Situationsdefinition. (Inclusive vocational education and situation definition). In T. Deißinger, U. Hauschildt, P. Gonon, & S. Fischer (Hrsg.), Contemporary Apprenticeship Reforms and Reconfigurations (S. 183–187). Berlin; Münster; Wien; Zürich; London: Lit.
Vonken, M., Reißland, J., Schaar, P., & Thonagel, T. (2019). Inclusive vocational education and situation definition. In T. Deißinger, U. Hauschildt, P. Gonon, & S. Fischer (Hrsg.), Contemporary Apprenticeship Reforms and Reconfigurations (S. 183–186). Münster: Lit.
Vonken, M., Reißland, J., Schaar, P., & Thonagel, T. (2022). Inklusive Berufsbildung – die Rolle der Lebenswelt für inklusives Lernen. In Jonas Becker, Felix Buchhaupt, Dieter Katzenbach, Deborah Lutz, Alica Strecker, & Michael Urban (Hrsg.), Qualifizierung für Inklusion: Berufsschule, Hochschule, Erwachsenenbildung (S. 43–57). Münster; New York: Waxmann.
Vonken, M., Reißland, J., Schaar, P., Thonagel, T., & Benkmann, R. (2021). Inklusive Berufsbildung: Vom Verstehen der Lebenswelt und dem Erzeugen inklusiver Lehr-Lern-Situationen. Bielefeld: wbv.
Vonken, M., Reißland, J., Thonagel, T., & Schaar, P. (2020). Lebenswelt als Ausgangspunkt für gemeinsames Lernen: Zur Bedeutung der Lebenswelt in inklusiven Lehr-Lernsituationen der beruflichen Bildung. bwp@, (38), 1–27.
Vonken, M., & Schaar, P. (2023). Inclusion in VET – Understanding Lifeworlds and Defining Situations for Inclusive Learning. doi.org/10.5281/ZENODO.8209142
Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main